Seit 2015 fördert die Europäische Union (EU) Informations-Kampagnen in Herkunftsländern von Geflüchteten. Deren Ziel ist es, über die Gefahren von Flucht und den Menschenschmuggel durch Schleuser aufzuklären und dadurch irreguläre Migration zu reduzieren. Eine Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hat nun untersucht, was diese Kampagnen bewirken. Dafür wurden Interviews mit rund 13.000 jungen Erwachsenen in lokalen Gebieten von zehn Ländern Afrikas und Asiens ausgewertet, darunter Nigeria, Pakistan, Afghanistan und Somalia.
Das überraschende Ergebnis: Wenn die Befragten die Kampagnen wahrgenommen haben, bewirkten sie nicht Abschreckung, sondern eher eine Erhöhung des Interesses zu migrieren. Je nach Region hatten zwischen 4 % und 86 % der befragten jungen Erwachsenen im vergangenen Jahr irgendeine Form von Informationen über Migration gesehen oder gehört, am häufigsten in Form von Warnungen vor Flucht und Auswanderung. Es war aber klar erkennbar, dass solche Warnungen nur selten einen Einfluss auf die Migrationswünsche hatten und sogar am häufigsten zu einem höheren Wunsch führten, das Land zu verlassen.
Die Autoren der Studie erklären dies so: Weil das Thema „Migration“ häufiger in der öffentlichen Debatte vorkam, wuchs auch das Interesse daran – selbst wenn die Kampagnen eigentlich als „Warnung“ gemeint waren und vielfach auch so verstanden wurden. Die wiederholte Lektüre von Informationen über Migration könne nämlich dazu führen, dass die Person sich der Möglichkeit der Migration stärker bewusst werde. Und selbst wenn die Kampagnen die Risiken betonten, kennen die Personen, andererseits auch Migranten, denen die Auswanderung geglückt ist. Sie kämen zu dem Schluss, dass auch sie persönlich in der Lage seien, die Gefahren zu vermeiden.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) ist eine Organisation der Vereinten Nationen, die die sich seit 1951 für eine menschenwürdige und geordnete Migration einsetzt und auf nationaler und auf zwischenstaatlicher Ebene Hilfsprogramme für Migranten durchführt. Sie hat 175 Mitgliedsstaaten und ist in über 100 Ländern vertreten.
Zusammenfassung der Studie in englischer Sprache:
pub2023-073-el-mpp-50-3rd-issue_0.pdf (iom.int)
tun24052401