1. Dezember 2025

Ein leeres Fuballtor auf einem grünen Rasenplatz in Tübingen-Derendingen. Im Hintergund eine Baumreihe entlang des Flusses Steinlach.

Alltäglicher Rassismus in deutschen Sportvereinen

Über Rassismus im Profifußball wird regelmäßig in den Medien berichtet. Dass Rassismus auch in deutschen Sportvereinen alltäglich ist, zeigt eine neue Studie der Universität Wuppertal. Elf SportlerInnen afrikanische Herkunft berichten nahezu einhellig, dass sie verschiedensten Formen dieses Rassismus ausgesetzt sind. Dagegen werden gerade die alltäglichen subtilen Formen des Rassismus von den überwiegend weißen Mitgliedern der Sportvereine gar nicht als Rassismus wahrgenommen, ignoriert oder geleugnet. Das Problem spielt in den Diskussionen in den Vereinen kaum eine Rolle, über Rassismus werde „eher geschwiegen als gesprochen“, so die Autorinnen der Studie.
Die Ergebnisse basieren auf dem Forschungsprojekt „Rassismus und Antirassismus im vereinsorganisierten Sport“, das am Arbeitsbereich Sportsoziologie der Bergischen Universität Wuppertal angesiedelt ist. In ausführlichen Interviews wurden vier Frauen und sieben Männer afrikanischer Herkunft befragt, die im urbanen Raum zumeist in Fußballvereinen aktiv sind. Außerdem wurde eine repräsentative Online-Befragung von über 3.000 überwiegend weißen Sportvereinsmitgliedern durchgeführt, von denen etwa ein Fünftel eine ehren- oder hauptamtliche Funktion in ihren sieben Sportvereinen ausübt.

Beleidigungen, Witze und Vorurteile
Die befragten SportlerInnen berichteten beispielweise von rassistischen Beleidigungen durch gegnerische Mannschaften oder das Publikum, von rassistischen Witzen in der Umkleidekabine, vom Überschreiten körperlicher Grenzen wie ungefragtem Anfassen der Haare oder von Ungleichbehandlungen durch SchiedsrichterInnen und TrainerInnen. Außerdem werde ihnen des Öfteren ihr Deutschsein abgesprochen oder ihnen würden Stereotype unterstellt: etwa dass sie durch ihre afrikanische Herkunft besonders schnell, muskulös oder durchsetzungsstark, aber weniger diszipliniert oder zuverlässig seien.  Auch würden ihnen mentale und taktische Fähigkeiten abgesprochen.

Fehlendes Wissen durch Schulung bekämpfen
Die Ergebnisse zum Umgang mit Rassismus in den Vereinen zeigten: „Während einzelne rassistische Fälle oftmals erkannt werden, mangelt es an Wissen über strukturellen Rassismus“, so Prof. Tina Nobis, die Leiterin des Forschungsprojektes. Für den alltäglichen, strukturellen, subtilen Rassismus bestehe gerade bei weißen Vereinsmitgliedern offensichtlich noch relativ wenig Problembewusstsein. Die Autorinnen der Studie regen daher an, überall geschulte Ansprechpersonen für rassistische Vorfälle einzusetzen und Workshops zum Thema Rassismus für Schlüsselpersonen wie TrainerInnen, SchiedsrichterInnen, Ehrenamtliche oder Hauptberufliche durchzuführen. Es müsse selbstverständlich werden, dass struktureller Rassismus auch als solcher jederzeit benannt und bekämpft werde.
Zum vollständigen Abschlussbericht der Studie:
Bericht_Rassismus_und_Rassismuskritik_im_vereinsorganisierten_Sport.pdf

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