Was viel ahnten, ist jetzt wissenschaftlich belegt: „Herkunft schlägt Leistung“ – so fasst die Universität Siegen die Ergebnisse einer Studie zusammen. Ansichten in Betrieben über Menschen mit Migrationshintergrund sorgen für Benachteiligungen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Eine Forschungsgruppe der Uni Siegen hat zwischen 2022 und 2025 mehr als 50.000 fiktive E-Mail-Anfragen von Jugendlichen kurz vor dem Realschulabschluss verschickt. Außerdem fragten die ForscherInnen 772 Betrieben nach ihren Erfahrungen mit migrantischen BewerberInnen.
Firmen befürchten größeren Aufwand
Die Studie zeigt: Ein Bewerber mit dem Namen „Lukas Becker“ bekommt auf seine Bewerbung bei einem mittelständischen Betrieb in zwei von drei Fällen eine Antwort. Ganz anders sieht es aus, wenn die BewerberInnen „Yusuf Kaya“ oder „Habiba Mahmoud“ heißen. Dann bekommen sie viel weniger Antworten – egal wie gut ihre Schulnoten sind. Die Firmen befürchteten bei Menschen mit Migrationsgeschichte Sprachbarrieren, kulturelle Distanz, fehlende Aufenthaltsgenehmigungen sowie mehr Aufwand im Umgang mit Behörden und zusätzliche Bürokratie. Das berichtet die Forschergruppe in einer Pressemitteilung.
Nur 36 Antworten an arabische Schülerin
Wenn die BewerberInnen einen deutsch klingenden Namen hatten, bekamen sie auf 100 Bewerbungen im Durchschnitt 67 Antworten. Bei vermeintlich russischen, hebräischen und türkischen Bewerbern waren es 56, 54 und 52 Antworten. An letzter Stelle lag „Habiba Mahmoud“. Die fiktive Realschülerin mit einem arabisch klingenden Namen erhielt nur 36 Antworten. Ihre Studie zeige, „wie schwierig es für bestimmte Personengruppen ist, überhaupt Zugang zum Ausbildungsmarkt zu erhalten“, so dieWissenschaftlerInnen.
„Ergebnisse sind eine Katastrophe“
„Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe“: So wird die an der Studie beteiligte Ökonomin Dilara Wiemann zitiert. Selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement änderten nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt. „Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden“, kommentiert Prof. Ekkehard Köhler die Ergebnisse der Studie. Vor allem im unter Nachwuchsmangel leidenden Handwerk sei dies problematisch. Besonders schlechte Chancen hatten vermeintlich migrantische BewerberInnen in kleinen Betrieben und in ländlichen Gebieten.
Der Link zur Studie und weiterführenden Informationen: Uni Siegen | Herkunft schlägt Leistung
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