17. Dezember 2025

Busticket-Problem endet für Jugendlichen bei der Polizei

In Tübingen ereignete sich ein Vorfall, der in der Redaktion von tuenews Fragen über den Umgang mit Minderjährigen und Kontrollen im öffentlichen Nahverkehr aufwarf. Ein 15-jähriger Junge wurde aus dem Bus geholt und zur Polizei gebracht, weil er sein Busticket auf dem Handy nicht vorzeigen konnte.

Problem mit der Ticket-App

Wie die Mutter berichtete, war ihr Sohn auf dem Weg zur Schule, als der Fahrkartenkontrolleur ihn aufforderte, das digitale Ticket zu zeigen. Die App, die das Ticket anzeigt, hatte sich jedoch automatisch aktualisiert, wodurch der Junge ausgeloggt wurde und sein gültiges Monatsticket nicht nachweisen konnte. Er nannte dem Kontrolleur seinen echten Namen und erklärte die Situation. Trotzdem wurde er aus dem Bus geholt und zur Polizei gebracht, da er keinen Personalausweis dabeihatte.

Was muss man bei einer Ticketkontrolle beachten?

Der Fall zeigt, dass viele Fahrgäste – besonders Kinder und Jugendliche – nicht genau wissen, welche Regeln bei einer Ticketkontrolle gelten. Auf Anfrage von tuenews INTERNATIONAL erklärte der naldo-Tarfiverbund Folgendes:

Welche Tickets erfordern einen amtlichen Lichtbildausweis?
– Bestimmte Fahrausweise sind laut naldo-Tarifbestimmungen nur in Verbindung mit einem amtlichen Lichtbildausweis (von einer Behörde ausgestellt) gültig. Dazu zählen Handytickets, Print@Home-Tickets und Chipkarten.
– Bei Kindern und Jugendlichen bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres (also unter 16) genügt zur Legitimation für das Deutschlandticket JugendBW ein Schülerausweis.
– Zusätzlich verlangen Kontrolleure einen amtlichen Lichtbildausweis, wenn kein gültiger Fahrschein vorgezeigt werden kann und daher ein erhöhtes Beförderungsentgelt (EBE) in Betracht kommt.

Warum kann ein Kontrolleur einen Ausweis verlangen?

Kontrolleure dürfen einen Ausweis verlangen, um ein Handyticket zu überprüfen oder um das Alter zu klären (ob jemand über oder unter 16 Jahre ist). Da das Alter nicht immer eindeutig erkennbar ist, sollten Minderjährige unter 16 Jahren einen Schülerausweis als Altersnachweis bereithalten. Eigentlich ist man in Deutschland nicht verpflichtet einen Personalausweis dabei zu haben: (tun25111112) Aber laut naldo-Pressestelle gilt generell, „dass das jeweilige Verkehrsunternehmen das „Hausrecht“ in seinen Fahrzeugen hat. Sollte also eine Kontrolle nicht erfolgreich durchgeführt werden oder ist die Betriebssicherheit gefährdet, darf das Fahr- und Kontrollpersonal die Polizei hinzuziehen.“

Müssen die Eltern benachrichtigt werden?

Nach Angaben der Mutter wurden die Eltern von der Polizei nicht informiert. Der Jugendliche erschien nicht in der Schule, ohne dass die Eltern oder die Schule zunächst wussten, wo er sich befand.
Grundsätzlich gilt: Wenn Jugendliche von der Polizei zur Dienststelle gebracht werden, bedeutet das nicht automatisch, dass die Eltern sofort benachrichtigt werden müssen. In weniger ernsten Fällen, zum Beispiel bei Kontrollen ohne gültiges Ticket im öffentlichen Nahverkehr und ohne mitgeführten Ausweis, entscheidet die Polizei vor Ort, ob die Eltern informiert werden. Jeder Fall wird einzeln geprüft. Jugendliche dürfen zudem selbst anrufen, wenn sie ihre Eltern kontaktieren möchten:
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Was, wenn die App sich beim Update ausloggt?

Die naldo-Pressestelle bestätigte tuenews INTERNATIONAL, dass User bei App-Updates manchmal automatisch ausgeloggt werden. Als kurzfristige Lösung empfiehlt naldo Print@Home-Tickets als Sicherheit auszudrucken. Anfang 2027 soll die aktuelle technische Lösung aufgegeben und Abos in die neue naldo-App integriert werden, um die Betriebssicherheit zu erhöhen.

Was tun, wenn das Handy streikt?

Man sollte möglichst einen Papierausdruck (Print@Home) bei sich haben. Im Online-Kundenportal von naldo gibt es Print@Home-Tickets, die für Fahrten im Tarifverbund gültig sind. Falls der Akku des Handys leer ist, sollte man zum Aufladen zur Sicherheit eine Powerbank dabeihaben.

Gebühr bei fehlendem Ticket fällig

Eigentlich hätten die Eltern eine Strafgebühr von 60 Euro bezahlen müssen, weil ihr Kind kein Ticket bei der Busfahrt vorweisen konnte. Aber laut Beförderungsbestimmungen, wie zum Beispiel bei naldo, wird nur eine Bearbeitungsgebühr von 7 Euro fällig, wenn man innerhalb einer Woche sein gültiges Ticket zeigen kann. Und das war bei dem jungen Tübinger der Fall. Er hatte ja ein gültiges Monatsticket. Dies wurde ihm vom zuständigen Verkehrsunternehmen bestätigt. Wenn das Problem durch den Verkehrsverbund verursacht wurde, werden auch die sieben Euro erstattet. Dafür müssen ein Antrag und der Beleg für das erhöhte Beförderungsgeld (EBE) per E-Mail an erstattung@naldo.de geschickt werden, so die Auskunft der naldo-Pressestelle.

Weitere Informationen:
naldo – Tarifbestimmungen/Beförderungsbedingungen
naldo – FAQ Tickets

Von Oula Mahfouz und Bernhard Kirschner

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