28. September 2025

Chancen im Job wichtiger als Sozialleistungen

Wollen geflüchtete UkrainerInnen aussichtsreiche Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt oder höhere Sozialleistungen? Die Antwort heißt: Gute und gut bezahlte Arbeit. Das ergab eine Studie des ifo-Instituts. Ein Team hat dafür mehr als 3300 UkrainerInnen in Europa befragt.
An erster Stelle für die Wahl eines Zufluchtslandes standen die Aussicht auf einen zur Qualifikation passenden Arbeitsplatz und ein höherer Verdienst. Das habe „einen deutlich stärkeren Effekt auf die Entscheidung der Geflüchteten, in welches Land sie gehen, als Sozialhilfen und andere staatliche Leistungen“: So wird Panu Poutvaara in einer Mitteilung zitiert. Er leitet das ifo-Zentrum für Migration und Entwicklungsökonomik.

Wahl zwischen zwei Wegen
Die TeilnehmerInnen der Studie konnten sich zwischen zwei fiktiven Ländern mit verschiedenen Bedingungen entscheiden. Versprach ein Land mehr berufliche Aussichten, entschieden sich die Befragten mit einer um 15 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit dafür. Auch der Verdienst zählte. Lag der Durchschnittslohn in einem Land um 500 Euro höher als anderswo, entschieden sich die Befragten mit einer um 9 Prozentpunkte höheren Wahrscheinlichkeit für das Land mit mehr Verdienst. Das galt auch für aktuell Arbeitslose.

Familie wichtiger als Nähe zur Ukraine
Wo schon Freunde und Familie leben, ist den Befragten ebenfalls wichtig für die Wahl eines Landes. Weniger zählte die geografische Nähe zur Ukraine, so die ForscherInnen. Sie fragten auch nach der Absicht, in die Ukraine zurückzukehren, und den Konsequenzen. Das Ergebnis: Wer plante, „sich langfristig außerhalb der Ukraine niederzulassen, bevorzugte „Länder in weiterer Entfernung mit ökonomischen Vorteilen gegenüber Ländern, in denen sich Familie und Freunde befinden“.

Regierung streitet über Bürgergeld
Die CDU/CSU- und SPD-Regierung in Berlin will, dass weniger Geflüchtete nach Deutschland kommen. Deshalb hat sie in ihrem Koalitionsvertrag Verschlechterungen für UkrainerInnen vorgesehen. Wer nach dem 1. April 2025 nach Deutschland komme, sollte weniger Geld bekommen – so wie AsylbewerberInnen. CSU-Chef Markus Söder forderte, auch UkrainerInnnen, die schon in Deutschland leben, kein Bürgergeld mehr zu zahlen. Daran gibt es heftige Kritik von vielen Seiten.

Kürzen hat „nur wenig Wirkung“
Aus Sicht der ForscherInnen vom ifo-Zentrum für Migration und Entwicklungsökonomik hat der Plan, Sozialleistungen zu kürzen, um die Flucht in bestimmte Länder unattraktiver zu machen, „nur wenig Wirkung“, so Yvonne Giesing, die stellvertretende Leiterin des ifo-Zentrums. Außerdem könnte es sich „auch langfristig negativ auf die Integration auswirken“, sollten staatliche Hilfen gekürzt werden, sagte Giesing.

Integration in Arbeit geht voran
In Deutschland lebten im Oktober 2024 etwa 1,25 Millionen UkrainerInnen. Im Juli 2025 waren mehr als 930.000 UkrainerInnen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren – davon rund 568.000 Frauen. „Die Arbeitsmarktintegration von Menschen aus der Ukraine schreitet voran“, schrieb die Bundesagentur für Arbeit im Februar 2025. Damals waren knapp 300.000 UkrainerInnen beschäftigt – davon mehr als 245.000 sozialversicherungspflichtig. Es zeigten sich „deutliche Fortschritte“ bei ihrer Integration in den Arbeitsmarkt, hieß es weiter. Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds habe sich die Integrationsquote mehr als verdoppelt und „damit im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt sehr gut entwickelt“.

Quellen
Siehe die ifo-Studie: ifo | Pressemeldung Studie Geflüchtete aus der Ukraine
Siehe Bundesagentur für Arbeit: Arbeitsagentur | Knapp 300.000 Menschen aus der Ukraine in Arbeit.

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