15. Januar 2025

Die Schätze Syriens: zerstört, geplündert und bald restauriert?

„Das Jahrtausende alte kulturelle Erbe Syriens hat durch den Krieg seit 2011 immense Schäden erlitten, aber es gibt Hoffnung auf Wiederherstellung und Erhaltung in der Zukunft.“ So fasst Dr. Youssef Kanjou, syrischer Archäologe und Mitglied in der Redaktion von tünews INTERNATIONAL, in einem Interview mit „Türkije Today“ einen Tag nach dem Ende der Diktatur in Syrien die aktuelle Situation der syrischen Altertümer zusammen. Mehrere bedeutende Stätten seien zerstört worden, viele jedoch intakt geblieben. Einige der wichtigsten archäologischen Stätten wie Palmyra, Ebla und Mari hätten schwere Schäden erlitten, weil sie während des Konflikts als Militärbasen genutzt wurden.
Bis zu seiner Flucht 2013 zunächst nach Japan und dann nach Deutschland war Kanjou Direktor des Nationalen Archäologischen Museums in Aleppo und berichtet: „Derzeit sind alle syrischen Museen sicher, es gibt keine Berichte über Plünderungen oder Angriffe. Alle Syrer schätzen ihre Museen sehr, da sie einen integralen Bestandteil unserer Identität darstellen.“ Das Museum von Aleppo sei gut geschützt gewesen. Dies sei angesichts der prekären Situation der Stadt während mehr als vier Jahren intensiven Konflikts sehr erfreulich.

Illegale Ausgrabungen der Familie Assad
Befragt vom türkischen Nachrichtenmagazin nach illegalen Ausgrabungen und Plünderungen während des Krieges bestätigt er, dass die meisten dieser illegalen Ausgrabungen von der Geheimpolizei des syrischen Regimes geschützt worden seien. „Diese Aktivitäten förderten oft Artefakte zutage, die wir als Archäologen und Museumsexperten nicht dokumentieren oder schützen konnten. Seit den 1980er Jahren war die Familie Assad indirekt an diesen Aktivitäten beteiligt und wurde von der Geheimpolizei unterstützt.“

Bewahrung und Wiederherstellung des kulturellen Erbes
Seit 2013 arbeitet Kanjou mit syrischen Kollegen und einem internationalen Team an einer umfassenden Datenbank des kulturellen Erbes für die Region Aleppo. Diese dokumentiert alle Schäden und sammelt die notwendigen Informationen für eine Wiederherstellung innerhalb der Stadt und in den umliegenden Gebieten. „Nur durch eine gemeinsame Anstrengung können wir die ordnungsgemäße Restaurierung und den Erhalt der unschätzbaren kulturellen und historischen Schätze Syriens sicherstellen“, so Youssef Kanjou. Der erste und wichtigste Schritt in diesem Prozess bestehe darin, den qualifizierten syrischen Fachkräften und Experten für das kulturelle Erbe die Rückkehr nach Syrien zu ermöglichen. „Aber auch die Menschen in Syrien müssen verstehen lernen, dass unser kulturelles Erbe allen Syrern gehört, nicht der Familie Assad oder irgendeinem Regime.“ Er selbst wolle auch so schnell wie möglich nach Syrien zurückkehren, um am Wiederaufbauprozess teilzunehmen und „direkt zur Erhaltung unserer Geschichte und Identität für die nächste Generation beizutragen“.
Zum vollständigen Interview: Türkiye Today | Assad involved in illegal excavations

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