Immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine sind berufstätig. Doch vor allem Frauen arbeiten oft in Hilfsjobs und in Teilzeit, obwohl sie gute Ausbildungen haben. Dies geht aus dem Bericht „Dimensionen der Beschäftigung ukrainischer Geflüchteter in Betrieben in Baden Württemberg“ hervor. Untersucht hat das das Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Etwa 125 000 Schutzsuchende aus der Ukraine lebten Ende 2023 in Baden-Württemberg, zwei Drittel davon Frauen.
Im Mai 2024 waren laut den Zahlen der Agentur für Arbeit im Land knapp 29 Prozent der ukrainischen Geflüchteten berufstätig – das sind über sechs Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. 85 Prozent der geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen – vor allem Frauen – arbeiten in Bereichen, für die es keine Berufsausbildung braucht. Drei von fünf Beschäftigten arbeiten in Vollzeit, aber 75 Prozent der in Teilzeit Tätigen sind Frauen.
Etwa ein Viertel der arbeitsuchenden Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland hat einen Uniabschluss – doppelt so viele wie bei anderen Gruppen von Geflüchteten. „Angesichts des hohen Bildungsniveaus der ukrainischen Geflüchteten überrascht es, dass viele Geflüchtete in einfachen Tätigkeiten beschäftigt sind“, heißt es dazu in der Studie. Die Gründe liefert der Bericht mit. „So sind die Ukrainer:innen zwar tendenziell gut ausgebildet, allerdings ist nicht jeder Bildungsabschluss formal anerkannt. Viele Geflüchtete sind alleinerziehende Frauen, die aufgrund der Kinderbetreuungszeiten nur eingeschränkt oder gar nicht einer Beschäftigung nachgehen können“, heißt es dort. Auch fehle es teilweise an Deutschkenntnissen.
Um mehr ukrainische Geflüchtete ihrer Ausbildung entsprechend in Arbeit zu bringen, schlagen die Studien-Autoren vor, die Kinderbetreuung zu verbessern, mehr Deutschkurse anzubieten und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zu verbessern. Für sinnvoll erachten sie auch, „kurzzeitige und flexible Arbeitszeitmodelle“, um vor allem Müttern mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu geben. Davon profitieren würden laut Studie beide Seiten: „Fortschritte könnten nicht nur die Lebensumstände der Geflüchteten verbessern, sondern auch dazu beitragen, den anhaltenden Arbeitskräftemangel zu mildern, der trotz der schwachen Konjunktur weiterhin auf einem hohen Niveau verbleibt und das Wirtschaftswachstum bremst.“
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Agentur für Arbeit in Tübingen. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Mostafa Elyasian.
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