28. September 2025

Immer mehr Afghaninnen beantragen Asyl

Von Ute Kaiser

Mitte August 2021 haben die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen. Seither verschärft sich die humanitäre Lage in dem Land. Zudem haben sich die Rechte von Mädchen und Frauen massiv verschlechtert. Eine Folge: Immer mehr Afghaninnen beantragen Asyl in Deutschland.
„Das gegenwärtig ruhige Bild von Afghanistan ist trügerisch und überdeckt die herrschende Unsicherheit, Angst und Not in der Bevölkerung“: So wird Parvina Tadjibaeva in einer Pressemitteilung von Caritas international zitiert. Tadjibaeva leitet das Büro des Hilfswerks in der Hauptstadt Kabul.

Afghaninnen haben keine Rechte
Mädchen und Frauen in Afghanistan sind weitgehend von Bildung ausgeschlossen. Frauen, die sich nicht an die strenge Kleiderordnung halten, werden verhaftet. Es gibt immer mehr Zwangsverheiratungen und Gewalt gegen Frauen. Außerdem sei ihr Zugang zu Gesundheitsversorgung und humanitärer Hilfe „stark eingeschränkt“. Das schreibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in seinem Länderreport 2024.

Anträge haben sich mehr als verdoppelt
Wegen der katastrophalen Lage im Land beantragen immer mehr Afghaninnen Asyl in Deutschland. Die Zahl ist im Juli 2025 stark auf insgesamt 3104 Anträge gestiegen (Juni: 1334 Anträge). Davon waren im Juli 2393 Folgeanträge von AfghanInnen, die schon länger in Deutschland leben (Juni: 791). Das geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf eine Anfrage von tuenews INTERNATIONAL hervor. Den Anstieg der Folgeanträge hat wohl ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Oktober 2024 ausgelöst haben.

„Außerordentlich hohe Schutzpraxis“
Nach dem EuGH-Urteil reichen, vereinfacht gesagt, schon Geschlecht und Staatsangehörigkeit für einen Asylantrag von Frauen aus Afghanistan. Durch die vom Taliban-Regime erlassenen diskriminierenden Maßnahmen und Gesetze werde ihre Menschenwürde nicht gewahrt. Eine individuelle Prüfung ist nicht mehr notwendig. Beim BAMF führe die aktuelle Entscheidungspraxis „zu einer außerordentlich hohen Schutzpraxis“ für Mädchen und Frauen aus Afghanistan, heißt es in der Antwort der Behörde. Wobei auch individuelle Umstände des Einzelfalls bei der Prüfung miteinbezogen würden.

15 Millionen von Hunger bedroht
Die Caritas warnt eindringlich davor, die humanitäre Situation in Afghanistan „aus dem Blick zu verlieren“. Die Abschiebung von etwa zwei Millionen Menschen aus Pakistan und dem Iran habe die Situation im Land „zusätzlich verschärft“. Etwa die Hälfte der Bevölkerung, rund 23 Millionen Menschen, seien von Unterstützung abhängig, Von ihnen seien 15 Millionen von „existenziellem Hunger bedroht“. Tadjibaeva mahnt, dass die notwendigen internationalen Hilfen mit dem Wegfall von USAID und der Unsicherheit über die deutschen Hilfsgelder für die Menschen in Afghanistan bitter zu spüren sein würden. Das sollte verhindert werden, fordert die Leiterin des Caritas-Büros in Kabul.

Zur Pressemitteilung von Caritas international: Caritas International | Pressemeldung: Afghanistan
Zum Länderreport des BAMF: BAMF | Länderreport Afghanistan (PDF)
Pro Asyl um EuGH-Urteil:
Pro Asyl | EuGH-Urteil für Afghaninnen

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