10. November 2025

Zwei junge Frauen stehen vor einer verrosteten Eisenwand mit kleinen quadratischen Aussägungen. Es ist das Denkmal am Tübinger Synagogenplatz. Sie halten Fotokopien von historischen Dokumenten in der Hand.

Jugendguides zu Synagoge, HJ-Heim und Gerstein

Tübingen. Etwa 40 Personen, meist älterer Jahrgänge, kamen zum Stadtgang der von KulturGUT und Landkreis Tübingen qualifizierten Jugendguides am 19. Oktober 2025. Die neun Jugendguides hatten an dem Seminar „Authentisch agieren als Jugendguide“ in der Tübinger Jugendherberge teilgenommen. Unter Leitung von Andreas Beier und Wolfgang Sannwald hatten sie sich unter anderem drei Stationen für öffentliche Präsentationen erarbeitet. Eine Gruppe befasste sich mit der Jugendherberge, die 1936 als HJ-Heim gebaut worden war. Fotos von damals zeigen noch dieselbe Treppe samt Treppengeländer und Fassade wie heute. Nur der Reichsadler mit Hakenkreuz fehlt. Die zweite Gruppe stellte die Brandstiftung an der schräg gegenüber gelegenen jüdischen Synagoge bei der Reichspogromnacht 1938 dar. Drei der jungen Frauen hatten sich mit Kurt Gerstein befasst, der von seinem Haus an der Gartenstraße den Brand der Tübinger Synagoge beobachtete. Der spätere SS-Offizier war an der Beschaffung des Giftgases Zyklon B für die deutschen Vernichtungslager beteiligt. Er hat die Ermordung Hunderter in der Gaskammer von Belzec detailliert beschrieben, das ist der eindrücklichste Augenzeugenbericht davon. Gerstein versuchte als Whistleblower die internationale Öffentlichkeit auf den Massenmord aufmerksam zu machen.