5. Dezember 2025

Ukrainische Weihnachts- und Neujahrstraditionen

Die ukrainischen Winterfeiertage sind nicht nur eine Zeit der festlichen Stimmung, sondern auch ein Zeitraum der Verbundenheit, der Wärme und des Generationenzusammenhalts. Und obwohl verschiedene Völker ihre eigenen Besonderheiten haben, lassen sich in vielen ukrainischen Traditionen Motive erkennen, die auch den Deutschen vertraut sind: die stille Erwartung der Adventszeit, das Festmahl, die Lieder und das Gefühl eines Neubeginns.

Kalenderumstellung und die Rückkehr zum gemeinsamen Weihnachtsdatum

Im Jahr 2023 sind die Orthodoxe Kirche der Ukraine und die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche offiziell auf den Neujulianischen Kalender umgestiegen. Das bedeutet, dass Weihnachten nun am 25. Dezember gefeiert wird – gemeinsam mit den meisten europäischen Ländern.
Tatsächlich war dieses Datum für die Ukraine historisch selbstverständlich: Bis 1917 wurde der 25. Dezember in alten Kalendern als Weihnachtstag geführt. Erst nach der sowjetischen Besetzung wurden die ukrainischen Gebiete künstlich auf den 7. Januar umgestellt. Die heutige Rückkehr ist daher keine Neuerfindung, sondern die Wiederherstellung einer unterbrochenen Tradition.

Fastenzeit und Vorbereitung

Dem Weihnachtsfest geht eine Fastenzeit voraus – eine Phase der Zurückhaltung, der inneren Ordnung und des erwartungsvollen Wartens. Sie ähnelt dem deutschen Advent, nur ohne Süßigkeiten und Glühwein. Das Fasten endet mit dem Heiligen Abend, dessen Sinn nicht im Überfluss liegt, sondern im Wert des gemeinsamen Abends. Auf dem Tisch stehen zwölf traditionelle, fleischlose Gerichte. Sie symbolisieren nicht nur die zwölf Apostel, sondern auch einen Wohlstand, der nicht von teuren Produkten abhängt. Je nach Region variiert der Speiseplan, doch unverzichtbar bleiben immer: Kutja, Kompott aus Trockenfrüchten (Uswar), Warenyky, Fisch, Pilzgerichte und gefüllte Kohlrouladen mit Getreide.

Kolyadky und Schtschedriwky

Sehr häufig verwechseln Ausländer diese beiden Formen ukrainischer Festlieder. Kolyadky werden in der Weihnachtszeit gesungen – vom 25. Dezember bis zum 6. Januar. Sie erzählen von der Geburt Jesu, biblischen Motiven und preisen Licht und Güte. Schtschedriwky erklingen zu einer anderen Zeit – zum Alten Neujahr, in der Nacht zum 14. Januar. Ihre Themen sind ganz anders: Wünsche für eine gute Ernte, Wohlstand, Freude und Fülle. Zu den Schtschedriwky gehört das weltweit bekannte „Schtschedryk“ von Mykola Leontowytsch, international bekannt als „Carol of the Bells“.

Traditionen, die verbinden

Wie in Deutschland beginnen auch in der Ukraine die Feierlichkeiten lange vor Weihnachten: Man bereitet das Haus vor, zündet Kerzen an, versammelt die Familie. Für Kinder ist dies eine kleine Abenteuerzeit: von Haus zu Haus gehen, singen, Glück wünschen – und dafür Süßigkeiten oder kleine Geschenke bekommen. Und obwohl sich die Formen unterscheiden, bleibt das Wesentliche gleich: Freude, Gastfreundschaft, Licht im Haus und der Wunsch, dieses Licht mit anderen zu teilen.

Klassisches Rezept der Tschernihiver Kutja vom Autor

Ein einfaches, traditionelles Rezept – genau so, wie es in der nordukrainischen Region Siwerschtschyna über Jahrzehnte zubereitet wurde.

Zutaten: 1 Tasse geschälter Weizen, ½ Tasse Mohn, 3–4 EL Honig, eine Handvoll Walnüsse, eine Handvoll Rosinen (optional), Uswar oder abgekochtes Wasser, um die gewünschte Konsistenz zu erreichen.

Zubereitung: Den Weizen waschen, mehrere Stunden einweichen und anschließend weich kochen. Den Mohn mit kochendem Wasser übergießen, abseihen und zu einer hellen Mohnpaste verreiben. Die Walnüsse leicht anrösten und klein schneiden. Den Honig in warmem Uswar oder Wasser auflösen. Alles miteinander vermischen: Weizen, Mohn, Nüsse, Rosinen und die süße Flüssigkeit. Ziehen lassen. Am nächsten Tag schmeckt Kutja am besten.

Von Oleksandr Maishev

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