Von Ute Kaiser
Die Parteien in Deutschland bereiten sich schon auf die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 vor. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sah im November noch keine Hinweise auf konkrete Versuche, die Wahlprozesse zum Beispiel durch Cyberangriffe technisch zu beeinflussen. Doch Erfahrungen in den USA und anderen Staaten sowie von vergangenen Wahlen legen nahe, dass sich das ändern könnte. Eine falsche Information könnte beispielsweise sein, dass bei der Briefwahl Wahlbetrug drohe. Verschiedene Fachleute warnen aktuell in den Medien: Falsche Informationen können die Demokratie gefährden.
Falsche News sollen manipulieren
Beispiele früherer Kampagnen zeigen, worauf es Interessengruppen oder Staaten bei der Desinformation ankommt. Mit falschen News, manipulierten Videos oder gefälschten Seiten von Nachrichten-Magazinen und Zeitungen sollen Lügen verbreitet werden. Sie machen in den sogenannten sozialen Medien schnell die Runde – besonders wenn sie Gefühle ansprechen, Vorurteile bestätigen oder dramatisch sind. Wer derartige Kampagnen vor Wahlen startet, hat Ziele. Die Fake-News sollen möglichst viele Menschen erreichen. Falsche Informationen sollen verunsichern, täuschen und beeinflussen. Speziell vor Wahlen sollen sie das Misstrauen der Bevölkerung in Medien, PolitikerInnen und staatliche Institutionen entstehen lassen oder steigern.
KI verbreitet Tweets rasend schnell
Künstliche Intelligenz (KI) trägt dazu bei, Fake-News massenhaft zu streuen. Das zeigt eine Analyse des Auswärtigen Amts vom Juni dieses Jahres im Zusammenhang mit einer pro-russischen Desinformations-Kampagne (siehe Link unten). Ein Netzwerk von Hunderttausenden nicht authentischer Accounts (Bots) imitierte Profile von echten NutzerInnen. Die gefälschten Profile hatten deutsche Vor- und Nachnamen. Die falschen UserInnen verbreiteten pro-russische Nachrichtenartikel und Posts in sozialen Medien. Mit Hilfe der KI konnten so mehrere Millionen Tweets in wenigen Wochen und mehrere Tweets pro Sekunde verbreitet werden.
Echte Bilder mit falschen Zitaten
KI kann auch beim Manipulieren helfen. Zum Beispiel, wenn Bilder von PolitikerInnen mit falschen Zitaten unterlegt werden. Sie erleichtert es auch, täuschend echte Bilder oder Videos mit unwahren Inhalten zu produzieren.Sie können auch von der politischen Konkurrenz kommen, wie ein Beispiel aus dem Online-Adventskalender der AfD zeigt. Wer das Türchen Nummer 12 anklickt, hört vermeintlich Nancy Faeser: „Nein, meine Syrer bleiben hier, für immer“ – ein Satz, den die Bundesinnenministerin nie gesagt hat.
Fragen helfen beim Faktencheck
Fake-News und gefälschte Beiträge sind oft schwer zu erkennen. Deshalb sollten sich NutzerInnen immer fragen, ob die online geteilten Informationen überzeugend sind und ob sein kann, was darin behauptet wird. Im Format #Faktenfuchs des Bayerischen Rundfunks geben JournalistInnen Tipps, wie Informationen gecheckt werden können.
Wer steckt hinter der Behauptung? Welche Belege gibt es dafür? (Zum Beispiel wissenschaftliche Studien oder anerkannte Fachleute.) Was sagen andere (seriöse) Quellen? (Aufschluss über vertrauenswürdige Seiten können folgende Informationen geben: Wer steckt hinter einer Webseite? Gibt es ein Impressum und eine Adresse, unter der der Urheber der Inhalte erreichbar ist.) Außerdem: Selbst recherchieren – zum Beispiel in verschiedenen Suchmaschinen. Eine Rückwärtssuche hilft zu überprüfen, ob Bilder echt sind (siehe Link unten).
Verfassungsschutz warnt vor Kampagnen
Im Gegensatz zum Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt der Verfassungsschutz schon jetzt vor möglichen Versuchen durch andere Staaten, die Bundestagswahl zu beeinflussen. Dazu zählen Desinformation, Cyberangriffe sowie Spionage und Sabotage. Ein Ziel: durch die Vortäuschung falscher Tatsachen auf den freien Meinungs- und Willensbildungs-Prozess einzuwirken.
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe Russland in seinem selbst so bezeichneten „Informationskrieg“ die Verbreitung pro-russischer und anti-westlicher Informationen offensiv ausgebaut. So sollen Unsicherheiten und Spaltungen in der Gesellschaft erzeugt oder vertieft werden, um die Unterstützung für die Ukraine zu verringern. Einfluss könne auch ausgeübt werden, wenn Personen, Parteien und Bewegungen gezielt gefördert werden.
Der Bayerische Rundfunk berichtete über Desinformation im Internet und KI. Dort findet sich auch der Link zum #Faktenfuchs: BR | Desinformation im Internet
Auch die Bundesregierung gibt Tipps, wie Desinformation erkannt werden kann: Bundesregierung | Desinformation erkennen
Eine Analyse des Auswärtigen Amts untersucht die Desinformations-Kampagne „Doppelgänger“ mit vielen Text- und Bild-Beispielen: Auswärtiges Amt | Desinformations-Kampagne „Doppelgänger“
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und der Verfassungsschutz zu der aktuellen Bedrohung durch Fake-News: BSI | Wahlen
und Verfassungsschutz | Gefährdung der Bundestagswahl
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