Als Landrat Joachim Walter um eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Holocaust bat, standen etwa 80 Personen auf, darunter war mindestens die Hälfte jünger als 20. Sie kamen nicht von der Schule aus, sondern aus eigenem Interesse. 22 von ihnen erhielten ein Zertifikat: Sie hatten seit Mai des Vorjahres mindestens 40 Stunden außerschulisch in ihre Qualifizierung als Jugendguide investiert. Der Landkreis Tübingen und KulturGUT e.V. haben seit 2012 etwa 300 Jugendliche dazu qualifiziert, Gruppen zum Thema NS-Verbrechen vor Ort anzuleiten, etwa „Auf den Spuren der Stolpersteine“, zu „Universität im NS“ oder zu „Eugenik, Euthanasiemorde und Grafeneck“.
Bettina Löwer von der Kreissparkasse Tübingen sagte zu, dass die Sparkassen-Stiftung künftig KulturGUT e.V. bezuschusst, so dass Schulklassen aus dem Kreisgebiet Jugendguides günstiger für Stadtgänge oder Exkursionen buchen können. Nach ihrer Qualifizierung erhalten Jugendguides eine Aufwandsentschädigung.
International meldete sich dann die Jugendguides-Redaktion zu Wort. In ihr arbeiten Jugendguides unterschiedlicher Qualifizierungs-Jahrgänge mit, von denen einige mittlerweile im Ausland studieren. So präsentierte Jonathan, der 2020 sein Zertifikat bekam, von Santiago de Chile aus den Instagram-Kanal @jugendguidestuebingen. Timna beschrieb die Online-Treffen der Internet-Redaktion, die auf www.jugendguides.de publiziert. Polli vom diesjährigen Qualifizierungs-Jahrgang hatte gleich die Idee, Videos zu drehen: Welche Rolle historische Quellen spielen und wie die Jugendguides damit umgehen.
Mitglieder des Mössinger Jugendgemeinderats verliehen den diesjährigen Lilli-Zapf-Preis an Mia Zundel und Anna Sophia Bauer. Beide hatten Instagram-Videos zu dem Wettbewerb „remembrance 4us: Warum ist mir und uns das Erinnern an NS-Verbrechen und deren Opfer wichtig?“ eingereicht. Die werden demnächst auf @jugendguidestuebingen zu sehen und zu hören sein. Zundel verfolgte in ihrem Video, das von zahlreichen Bild-Schnitten lebt, die Frage „Wie machen Worte Wirkung?“ Sie verwies dann auf die Jugendguides und wünschte, dass deren Worte wirksam sein sollen.