8. Februar 2025

Mit der Nase, der Hand oder durch Verbeugen: Begrüßungen weltweit

Von Oula Mahfouz
Die Begrüßung ist ein Ausdruck der Kultur und kann Aufschluss über den Umgang mit dem Körper und dem Respekt der Privatsphäre geben. Daher variieren Begrüßungsarten von Land zu Land und von Region zu Region. Es ist hilfreich, die Begrüßungstraditionen eines Landes zu kennen, um Missverständnisse oder unangemessene Situationen zu vermeiden. Einige Kulturen bevorzugen körperliche Nähe wie Umarmungen und Küsse, während andere Körperkontakt meiden und sich nur verbeugen oder die Hand auf das Herz legen.

Umarmung und Küsschen
In Lateinamerika begrüßen sich die Menschen oft mit einer Umarmung und einem Klopfen auf den Rücken. Dies wurde früher verwendet, um zu überprüfen, ob jemand Waffen am Rücken versteckt hatte. In Japan, Indien, Deutschland und einigen asiatischen Regionen und Stämmen gilt das Küssen als unangemessen, da es auch als sexuelles Zeichen verstanden wird. In anderen Ländern wie in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Italien, Spanien, Portugal, Brasilien oder Argentinien ist das Küssen die wichtigste Begrüßung. In einigen Ländern wie den Vereinigten Staaten ist das Küssen zwischen Männern nicht akzeptiert, zwischen Mann und Frau hingegen schon. Dort erfolgt die Begrüßung zwischen Männern entweder durch Händeschütteln, Fauststoß, Umarmung oder Winken.

Begrüßung mit der Nase
In einigen Kulturen wird die Nase zur Begrüßung genutzt. Zum Beispiel begrüßen sich die Maori in Neuseeland, indem sie ihre Nasen aneinander reiben und die Stirn aneinanderlegen. Das bedeutet eine spirituelle Verbindung.
In den Golfstaaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien ist es traditionell, dass Männer ihre Nasen zur Begrüßung aneinanderdrücken, was Respekt zeigen soll.

Begrüßung ohne Körperkontakt
In Korea erfolgt die Begrüßung durch ein Augenzwinkern und ein Lächeln, ohne Körperkontakt oder langen Blickkontakt. In Indien wird der Kopf leicht geneigt und die Hände werden zusammengelegt. In Japan verbeugt man sich, wobei die Füße zusammenbleiben; je tiefer die Verbeugung, desto wichtiger ist die begrüßte Person. In Thailand drückt man die Hände zusammen und der Oberkörper wird leicht vorgebeugt. In Singapur werden die Handflächen aneinandergelegt und näher zum Herzen gezogen. In China ist eine formelle Verbeugung üblich, doch auch Händeschütteln hat sich in den letzten Jahren verbreitet.

Händeschütteln
Das Händeschütteln ist die weltweit verbreitetste Begrüßung und wird in vielen Kulturen und bei offiziellen Anlässen zwischen Staatsoberhäuptern genutzt. Ursprünglich begann das Händeschütteln als Friedensgeste, bei der erhobene Finger zeigten, dass keine Waffen gehalten wurden. Später ersetzte das Händeschütteln mit Schwingen der Hand diese Geste, um zu versichern, dass man nichts versteckt hatte. Diese Tradition ist auch auf antiken Kunstwerken zu sehen, wie einem Steinrelief aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., das den assyrischen König Schalmansar III dabei zeigt, wie er einem Babylonier die Hand schüttelt.
Zum Beispiel in Großbritannien und Deutschland ist das Händeschütteln die wichtigste Begrüßung geworden, unter Freunden umarmt man sich oft unabhängig vom Geschlecht.
In der arabischen Welt drückt man Dankbarkeit und Ehrlichkeit oft durch das Platzieren der rechten Hand auf dem Herzen und ein leichtes Senken des Kopfes aus. In Indonesien und der Türkei neigen die Menschen nach dem Händeschütteln den Kopf und legen die Hand auf die Brust. In diesen Ländern wird auch die Hand älterer Menschen wie der Eltern oder Großeltern geküsst und auf die Stirn gelegt.

Händeschütteln bei Muslimen
Die Religion spielt eine zentrale Rolle in der Kultur, und der Islam hat seine eigene Perspektive auf Begrüßungen, indem er sie fördert, da sie positive Auswirkungen auf soziale Beziehungen haben. Allerdings hat der Islam klare Regeln für die Art und Weise der Begrüßung, insbesondere im Hinblick auf den Kontakt zwischen den Geschlechtern.
Zum Händeschütteln zwischen verschiedenen Geschlechtern gibt es verschiedene Meinungen. Die meisten islamischen Gelehrten sind der Ansicht, dass das Händeschütteln zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verheiratet oder eng verwandt sind, nicht erlaubt ist. Dieses Verbot kommt aus dem Respekt für die religiösen Vorschriften, die dazu dienen, die persönliche und geschlechtliche Distanz zu wahren.
Einige Gelehrte erlauben das Händeschütteln unter bestimmten Umständen, zum Beispiel in sehr formellen oder beruflich wichtigen Situationen, um etwa Missverständnisse oder Nachteile zu vermeiden, aber dies ist nicht weit verbreitet. In konservativeren islamischen Gemeinschaften wird das Händeschütteln zwischen Männernund Frauen oft als unangemessen angesehen, da es die Privatsphäre der Frau verletzen könnte.

Kulturelle Bedeutung der Begrüßung
Die genannten Begrüßungsformen sind gängige Beispiele in Ländern oder Teilen der Welt, aber das bedeutet nicht, dass alle Bürgerinnen und Bürger dieser Länder sie regelmäßig verwenden oder dass sie allen bekannt sind.
Die Art und Weise, wie wir uns begrüßen, zeigt nicht nur die Kultur eines Landes, sondern auch die Werte und Überzeugungen der Menschen. Begrüßungen spiegeln oft den Grad der Offenheit, religiösen Überzeugungen und die persönliche Einstellung wider. Eine Begrüßung ist mehr als nur ein einfaches „Hallo“ – sie sagt viel über die Person und die Gesellschaft aus.

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