29. April 2025

Nachrichten vom Tübinger Österberg für die Region Neckar-Alb

Von Ute Kaiser
Die erste Radiosendung aus Tübingen war 1950 zu hören. In den vergangenen 75 Jahren hat sich durch die technologische Entwicklung im Funkhaus auf dem Österberg viel verändert. Geräusche für Hörspiele wie knallende Türen werden nicht mehr mit einem speziellen Schrank gemacht. Geräusche heutzutage kommen aus dem digitalen Schallarchiv. Das erfuhr die Redaktion von tuenews INTERNATIONAL bei einem Rundgang – geführt von Studioleiter Marcel Wagner.

Studioleiter Marcel Wagner führt das tuenews Team durch die SWR Studios Tübingen. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Brigitte Gisel.

Was in sieben Landkreisen wichtig ist
In diesem Jahr werden all die alten Schätze auf- oder abgegeben. Das Tübinger Studio des Südwestrundfunks (SWR) zieht in ein nagelneues Gebäude direkt neben dem alten. Von dort aus werden mehr als 30 JournalistInnen weiter via Radio, Fernsehen und Internet berichten, beispielsweise auch für die Tagesschau-App. Das Team informiert „über alles, was in der Region passiert und wichtig ist“, so Wagner. Das Tübinger Studio ist für sieben Landkreise zuständig. Außer dem Landkreis Tübingen sind das unter anderem die Landkreise Reutlingen, Zollernalb oder Freudenstadt.

Harte Fakten und Wohlfühl-Geschichten
Die Themen sind vielfältig. Es können relevante Nachrichten für die Region sein. Etwa ob ein Oberbürgermeister wiedergewählt wurde, dass es einen Unfall mit einem Lkw an einem Bahnübergang gab oder welche neue Therapie an der Uniklinik entwickelt wurde. Aber die Radio- und TV-ReporterInnen machen auch unterhaltsame Geschichten über interessante Menschen oder besondere Orte wie ein Gehege für zahme Wildschweine in Meßstetten. Die tuenews-Redaktion durfte Nathalie Waldenspuhl über die Schulter schauen, als sie ihren Text für den TV-Beitrag in der Landesschau sprach.

Was auf die Ohren für jedes Alter
Die Themen sollen so vielfältig sein wie die ZuhörerInnen und deren Interessen. Deshalb bedient das Tübinger Studio verschiedene Angebote. SWR4 beispielsweise spielt meist Oldies. Dort gibt es zwischen 6.30 und 17.30 Uhr jeweils 30 Minten nach der ganzen Stunde drei Minuten Nachrichten aus der Region. Die Redakteurin Anette Hübsch war diesmal am Mikrofon. Die Spitzenmeldung: Ein Hausbewohner schlug in Reutlingen einen Mann mit einem Stock: Der 33-Jährige hatte gegen die Hauswand gepinkelt. Für junge Leute produziert der SWR spezielle Formate – zum Beispiel „DasDing“. Es wendet sich an 14- bis 29-Jährige und präsentiert neue Songs, Interviews mit Stars, aber auch Nachrichten aus aller Welt und den Regionen.

Seit 1950 werden im SWR Studio Tübingen Radiosendungen produziert. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Brigitte Gisel.

Gründliche Recherche ist wichtig
Alle ihre Nachrichten recherchieren und schreiben die JournalistInnen selbst. Wichtige Informations-Quellen sind zum Beispiel Polizei und Feuerwehr. Ihnen gilt der erste Anruf beim Dienstantritt am Morgen. Außerdem bekommt die Redaktion unzählige E-Mails. Die prüft sie, um wichtige interessante Themen herauszufischen. Zudem gibt es ReporterInnen. Sie müssen besonders gut hinsehen und zuhören. „Ein guter Reporter geht mit einer Geschichte raus und kommt mit drei zurück“, sagte Studioleiter Wagner.

Qualität und das Vier-Augen-Prinzip
„Wie prüfen Sie die Informationen?“, wollte Lobna Alhindi wissen. Um die Fakten zu checken, fragen die Radioleute genau nach. Wenn möglich, sollte es für eine Information möglichst zwei Quellen geben. Sameer Ibrahim sprach die sozialen Medien und ihre Glaubwürdigkeit an. Gerade dem Radio, so Wagner, vertrauten laut Studien noch immer viele ZuhörerInnen – anders als den sozialen Medien. Das liege „an den hohen Qualitätsstandards“. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und das Fernsehen würden sich an den Pressekodex und an gesetzliche Vorschriften halten, auf Ausgewogenheit und neutrale, auf Fakten beruhende Berichterstattung achten. So seien Nachrichten und Kommentar immer streng getrennt. „Die eigene politische Meinung darf keine Rolle spielen“, sagte Wagner. Für jede Meldung oder einen längeren Bericht gilt das Vier-Augen-Prinzip. Das bedeutet: „Mindestens eine andere Person muss sie gelesen oder angehört haben.“

‎„Die eigene politische Meinung darf keine Rolle spielen“‎, erklärt Studioleiter Marcel Wagner des SWR Studios Tübingen. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Brigitte Gisel.

Schritte im Schnee mit Mehlsäcken
Ein Highlight gegen Ende der Führung war das ehemalige Hörspielstudio mit drehbaren Wandverkleidungen je nach gewünschter Akustik. Dort nahmen früher berühmte Schauspieler auf Schwäbisch Geschichten mit Geräuschen und Musik auf. Knetbewegungen in einem Mehlsack im Nebenraum klangen wie Schritte im Schnee, Gehbewegungen auf alten Tonbändern wie Wandern auf Waldboden. Sogar Baulärm konnte in einer kleinen Ecke mit Sand, Schaufeln oder einem Hammer aus Holz erzeugt werden. Seit einiger Zeit gibt es im ehemaligen Hörspielstudio fünf Mal im Jahr Jazz-Konzerte.

Im SWR Studio Tübingen: Hier wurde früher Baulärm für Hörspiele im Studio produziert. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Brigitte Gisel.

Das Schallarchiv ist bald Geschichte
Das „Herzstück“, wie Wagner das alte Hörspielstudio nannte, wird abgerissen. Anstelle des gesamten Funkgebäudes sollen Wohnungen gebaut werden. Geschichte ist bald auch das alte Schallarchiv. Dort stehen in Regalen unter anderem zehntausende CDs und tausende Schallplatten. Sie sind durch das neue Digitalarchiv überflüssig geworden. Diese historischen Schätze sollen nach dem Umzug ins benachbarte Gebäude am Tag der offenen Tür am Samstag, 26. Juli, gegen eine Spende an Interessierte abgegeben werden.

Im alten Schallarchiv des SWR Studios Tübingen lagern unter anderem tausende Schallplatten aus vielen Jahrzehnten. Foto: tuenews INTERNATIONAL / Brigitte Gisel.

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