29. April 2025

Polierte Stolpersteine

von David Firschau

Sind Ihnen am Holocaust-Gedenktag schon einmal einzelne rote Rosen auf dem Straßenpflaster unmittelbar neben Stolpersteinen in der Tübinger Innenstadt aufgefallen? Engagierte der Tübinger Stolperstein-Initiative polieren „ihre“ 123 Pflastersteine aus Messing viermal jährlich blank. Gertrud Sänger ist die Sprecherin der Initiative, sie gab der Jugendguides-Redaktion auf Nachfrage Auskunft. Die 12 Aktiven der Initiative betreuen derzeit die Gedenksteine, in die die Namen deportierter und verfolgter Menschen überwiegend jüdischer Herkunft eingeprägt sind. Von 1933 bis 1945 ließ das NS-Regime Angehörige vor allem rassisch oder politisch ausgegrenzter Personengruppen verschleppen und ermorden. Mitglieder der Initiative realisieren den „Putzplan“, insbesondere vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht und vor dem Holocaust-Gedenktag. An letzterem legen sie auch noch eine Rose zum Stein. Sänger bedauert, dass Vorübergehende „sehr oft“ die Rosen mitnehmen würden. Deshalb hätten sie mit einem Klebeband einen kleinen Zettel daran befestigt: «Diese Rose gehört nicht mir. Sie liegt hier, um [beispielsweise] an Erich Dessauer zu erinnern, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde». Kerzen, die manchmal zusätzlich neben den Stolpersteinen stehen, stammen nicht von der Initiative. Deren Mitglieder befürchten, jemand könne im physischen Sinn über die Kerzen stolpern und stürzen.

Angesichts der vielen Stolpersteine, die die Initiative in Tübingen verlegt hat, sind die Mitglieder „dankbar für jede unterstützende Hand“. So beispielsweise den Jusos, die jedes Jahr am 9. November, dem Gedenktag zur Reichspogromnacht, Stolpersteine pflegen. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten stehen auf der Website der Initiative: https://stolpersteine-tuebingen.de/.