Über Rassismus im Profifußball wird regelmäßig in den Medien berichtet. Dass Rassismus auch in deutschen Sportvereinen alltäglich sei, sagt eine neue Studie der Universität Wuppertal aus. Die Ergebnisse basieren auf dem Forschungsprojekt „Rassismus und Antirassismus im vereinsorganisierten Sport“, das am Arbeitsbereich Sportsoziologie der Bergischen Universität Wuppertal angesiedelt ist. In ausführlichen Interviews wurden vier Frauen und sieben Männer afrikanischer Herkunft befragt, die im urbanen Raum zumeist in Fußballvereinen aktiv sind. Außerdem wurde eine repräsentative Online-Befragung von über 3.000 überwiegend weißen Sportvereinsmitgliedern durchgeführt, von denen etwa ein Fünftel eine ehren- oder hauptamtliche Funktion in ihren sieben Sportvereinen ausübt.
Beleidigungen, Witze und Vorurteile
Die befragten SportlerInnen berichteten beispielweise von rassistischen Beleidigungen durch gegnerische Mannschaften oder das Publikum, von rassistischen Witzen in der Umkleidekabine, vom Überschreiten körperlicher Grenzen wie ungefragtem Anfassen der Haare oder von Ungleichbehandlungen durch SchiedsrichterInnen und TrainerInnen. Außerdem werde ihnen des Öfteren ihr Deutschsein abgesprochen oder ihnen würden Stereotype unterstellt: etwa dass sie durch ihre afrikanische Herkunft besonders schnell, muskulös oder durchsetzungsstark, aber weniger diszipliniert oder zuverlässig seien. Auch würden ihnen mentale und taktische Fähigkeiten abgesprochen.
Die Ergebnisse zum Umgang mit Rassismus in den Vereinen zeigen nach Aussagen von Prof. Tina Nobis, der Leiterin des Forschungsprojektes: „Während einzelne rassistische Fälle oftmals erkannt werden, mangelt es an Wissen über strukturellen Rassismus.“ Für den alltäglichen, strukturellen, subtilen Rassismus bestehe gerade bei weißen Vereinsmitgliedern noch relativ wenig Problembewusstsein.
Strukturellen Rassismus durch Schulung bekämpfen
Die Autorinnen der Studie empfehlen geschulte Ansprechpersonen für rassistische Vorfälle und dass Workshops zum Thema Rassismus für Schlüsselpersonen wie TrainerInnen, SchiedsrichterInnen, Ehrenamtliche oder Hauptberufliche durchgeführt werden sollten. Es müsse selbstverständlich werden, dass struktureller Rassismus auch als solcher jederzeit benannt und bekämpft werde.
Zum vollständigen Abschlussbericht der Studie: Bericht_Rassismus_und_Rassismuskritik_im_vereinsorganisierten_Sport.pdf
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