Von Wolfgang Sannwald
„Da warst du in einer total privilegierten Situation!“ Mit diesen Worten kommentiert eine tuenews-Kollegin, die 2016 aus Syrien nach Deutschland geflohen ist, Bilder und Eindrücke aus einem Bunker in der israelischen Stadt Haifa. Zehnmal suchten Mitglieder einer kleinen Delegation des Landkreises Tübingen, die in den Partnerlandkreis Hof HaCarmel gereist war, dort in den Nächten vom 13. bis 16. Juni Schutz. Iran hatte auf einen vorangehenden Angriff Israels mit Raketensalven geantwortet. Ein Foto zeigt eine zum Bunker umfunktionierte ehemalige Diskothek im zweiten Untergeschoss ihres Hotels, darin boten etwa 40 weiße Plastikstühle auf der einstigen Tanzfläche Platz.

Die Tübinger Gäste erlebten dort für wenige Tage das, was Millionen Menschen in aller Welt oft über Jahre aushalten müssen. Angst, Bomben, Raketen, und Nächte im Schutzraum. Doch selbst diesen Schutz finden nicht alle Menschen im Krieg. Während des Bürgerkriegs in Syrien hätten sie keinen vergleichbaren Schutz gehabt, so der Hinweis aus der Runde: Eine Familie bezog einen kleinen Raum im Stall, eine andere zog ins Stadtzentrum in der Hoffnung auf etwas mehr Sicherheit. In der Redaktionskonferenz erzählt eine Kollegin aus dem Iran, wie Verwandte in Teheran Einschläge von Bomben der israelischen Luftwaffe hören oder sehen, aber nirgendwo im Haus an einen sicheren Ort flüchten können. Und im Gazastreifen gab und gibt es so gut wie keine Schutzräume für Zivilisten.
Die Mitglieder der Tübinger Delegation waren dankbar für den Bunker im Hotel, den viele andere Menschen in Israel, die ältere Häuser bewohnen, nicht haben. Das Team von tuenews INTERNATIONAL fühlt mit allen Menschen, die Kriegen ausgesetzt sind. Es sind Kriege, über die nicht sie, sondern Regierungen entschieden haben. Das Mitgefühl gilt allen Menschen in oder außerhalb von Bunkern, die – egal ob in Israel, im Iran, in palästinensischen Gebieten, in Syrien, im Libanon oder in der Ukraine – um ihr Leben und ihre Existenz fürchten müssen.
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