von Wolfgang Sannwald, 1996
Diese aquarellierte Federzeichnung, die auf das 17. Jahrhundert datiert wird, zeigt das obere Steinlachtal zwischen Mössingen und Talheim. Der Plan ist nicht exakt nach einer Himmelsrichtung orientiert, oben ist in etwa Westen.
Im Zentrum der Karte steht ein Bezirk, den der Feldmesser mit einem rotbraunen Strich gekennzeichnet hat. Dieser Bezirk erstreckt sich beiderseits des Baches und ist durch einen buschbestandenen Hag eingefaßt. Rechts an den Bezirk stößt die Mössinger Allmende, das Flurstück heißt heute noch wie auf dem Plan eingetragen „Längenfeld“. Im Hag, der die „Talheimer Au“ einfriedet und offenbar zur Talheimer Markung gerechnet wird, befindet sich ein großer Acker. Als Grenzzeichen sind zwei Baumstümpfe und ein Markstein eingetragen. Beschriftungen deuten auf Grenzstreitigkeiten als Anlaß für die Kartierung hin: die Talheimer und Mössinger „wollendt“ dem rotbraunen Strich nach ihren Zwing und Bann haben.
Wo unterhalb des Baches bei der Furt ein Grenzstein die Öschinger Markung kennzeichnet, hat der Feldmesser wohl den Öschenbach angedeutet, der hier in die Steinlach mündet. Der Verlauf der Steinlach erscheint merkwürdig gerade angesichts des starken Knies, das der Bach heute bei der Oberen Mühle bildet.
Durch das obere Steinlachtal verläuft auf der Karte die „Landtstraß“, die Mössingen mit Talheim verband und von dort aus bereits zur Zeit der Kartierung zur Alb aufstieg, um dann weiter über Gammertingen nach Sigmaringen zu führen. Sie verband Rottenburg mit Münsingen. Diese aufgrund ihrer frühen Bezeichnung als Fahrstraße nicht unbedeutende Verbindung wird bereits im 15. Jahrhundert erwähnt, 1522 ist von der „undern Mulin an der Landstraß“ die Rede. Für Mössingen war die Talheimer Straße früher die wichtigste Verkehrsverbindung, auf die vielleicht auch der Flurname Heerweg oberhalb des Dorfes hinweist. Wegen einer Wasserstauung mußte die Straße 1613 auf die rechte Talseite verlegt werden. Zwischen Mössingen und der Fürstenbergischen Grenze wurde diese Fernverbindung 1788 neu hergestellt, wozu die Gemeinde Talheim 1000 Gulden, Fürstenberg 500 Gulden und die Tübinger Amtskörperschaft 1284 Gulden beisteuerten. Drei bis vier Jahre lang hatte Fürstenberg darauf gedrängt, diese alte Landstraße „insonderheit aber die Thalheimer Steig in brauchbaren Stand herzustellen, da insonderheit die leztere schon lange bei nahe ganz unbrauchbar gewesen“. Auf dem Plan überschreitet diese Landstraße die Steinlach gleich zweimal, wobei beide Furten den gekennzeichneten Bezirk in etwa nach links und rechts begrenzen. Es wäre interessant, Einflüsse der Baumaßnahmen von 1613 auf dem Plan nachvollziehen zu können.
Besonders hübsch an diesem Situationsplan ist die Ortsansicht von Mössingen mit der Kirche, Talheim erscheint leider nur stark angeschnitten.
Zur Karte: Aquarellierte Federzeichnung auf Papier, 39 x 76. Original und Reproduktion: Hauptstaatsarchiv Stuttgart N 1 Nr. 88. URL: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-549794-2
Quellen und Literatur: Kreisarchiv Tübingen A 191: Stadt- und Amtsversammlungsprotokolle 1769 – 1800 fol. 223, 1788 Okt 31, Thalheimer Straßenbau; Eugen Anstätt, Flur-, Orts- und Straßennamen der Gemarkung Mössingen, Mössingen 1989 S. 49: Heerweg; Der Landkreis Tübingen. Amtliche Kreisbeschreibung Bd. 2, Stuttgart 1972 S. 705; Bd. 3, Stuttgart 1974 S. 523.
Auszug aus: Wolfgang Sannwald (Hg.): Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten, Gomaringen 1996.