23. April 2025

MigrantInnen im neuen Bundestag unterrepräsentiert

73 Abgeordnete im gerade gewählten neuen Bundestag haben einen Migrationshintergrund, das entspricht einem Anteil von 11,6 Prozent. Dies zeigt eine Recherche des Mediendienst Integration. Bei der letzten Wahl 2021 betrug der Anteil 11,3 Prozent. Menschen mit Migrationshintergrund sind im Parlament damit nach wie vor unterrepräsentiert: In der Bevölkerung liegt der Anteil bei 29,7 Prozent, unter den Wahlberechtigten bei 14,4 Prozent. Der Mediendienst spricht daher von einer „Vielfaltslücke im Parlament!“. Die Recherche folgte dabei der Definition des Statistischen Bundesamtes: „Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde.“ Die Recherche des Mediendienstes gestaltete sich sehr aufwändig, da die Parteien selbst und der Bundestag diese Daten nicht systematisch erfassen.

Starke Unterschiede zwischen linken und rechten Parteien
Zwischen den Parteien lassen sich deutliche Unterschiede feststellen. So haben die Grünen mit 20 Prozent den höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationshintergrund. In der Fraktion Die Linke sind es 18,8 Prozent. In der SPD-Fraktion haben 17,5 Prozent der Abgeordneten einen Migrationshintergrund. Weit dahinter folgen CDU/CSU mit 6,3 Prozent und die AfD mit 5,9 Prozent.

Frauenanteil höher als im gesamten Bundestag
Der Frauenanteil bei den Abgeordneten mit Migrationshintergrund liegt interessanterweise bei 47,2 Prozent und damit deutlich höher als im Bundestag insgesamt (32,4 Prozent). Die Abgeordneten mit Migrationshintergrund sind im Schnitt jünger (rund 42,1 Jahre) als die Abgeordneten insgesamt (47,1 Jahre). Es gibt ein klares West-Ost-Gefälle unter den Abgeordneten mit Migrationshintergrund: 64 kommen aus den westlichen Bundesländern und nur 5 aus dem Osten, 4 kommen aus Berlin.
Schließlich wurde noch die Verteilung auf die Herkunftsregionen ermittelt: 25 der 73 Abgeordneten mit Migrationshintergrund haben einen Bezug zu Ländern der Europäischen Union, darunter 7 zu Polen. 18 Abgeordnete haben einen Bezug zur Türkei, 8 zu ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Auf weitere Länder verteilen sich 22 Abgeordnete.
Die Migrationssoziologin und Publizistin Deniz Nergiz resümiert diese Ergebnisse: „Anfeindungen und Rassismus hindern sehr viele Menschen mit Migrationsbezügen, sich aktiver in der Politik einzubringen. Oder sie bringen sie dazu, sich in Resignation zurückzuziehen. Die Zahlen zeigen eine chronische Schwäche der Parteien, gezielt für diverse KandidatInnen (mit Migrationshintergrund) zu werben.“
Zur Recherche des Mediendienstes:
73 Abgeordnete mit Migrationshintergrund | Artikel | MEDIENDIENST INTEGRATION
Dort finden sich auch Listen der Abgeordneten mit Migrationshintergrund.

tun25032507

www.tuenews.de