von Wolfgang Sannwald
Vgl. Wolfgang Sannwald (Hg.): Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten. Ein Buchprojekt des Landkreises Tübingen. Gomaringer Verlag, Gomaringen 1996. Die zugehörigen Forschungsunterlagen sind im KDL des Kreisarchivs Tübingen unter KrATue_P10_1996_Schönbuch Neckar enge Gassen archiviert. Den hier veröffentlichten Transkriptionen und Auswertungen liegen die jeweils genannten Quellen im Kreisarchiv Tübingen zugrunde.
ZITIERWEISE: KrATue P10 Forschungsunterlagen Wolfgang Sannwald zum Buch Schönbuch, Neckar, enge Gassen, 1996.
ACHTUNG: Die folgenden Texte sind Forschungsunterlagen, die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. Ich veröffentliche sie unkorrigiert im Zustand des Jahres 1996, damit Interessierte Anhaltspunkte für ihre Recherchen haben. Im Zweifel bitte die Originalquellen unmittelbar verwenden!
KrA Tübingen AA 55: Die Landstraßenanlage von Waldenbuch bis Tübingen und von da bis Hechingen betr. 1755 – 1788
Nr. 253; 1755 Jun 5. Extractus Protocollo wegen der Straßen Reparation: den Deputierten von Tübingen wurde eröffnet, daß sie künftig folgende Straßen zu unterhalten hätten: 770 Ruten vom Eckberg bis zum Pfrondorfer Zaun durch das Walddorfer Ämtlein a 19 xer = 243 fl 50 xer; ferner 281 Ruten von denen weisen Steinen auf der Auhhalde, bis zu Anfang des Kiesewegs a 26 xer = 121 fl 46 xer; endlich 387 Ruten Kiseweeg vom Neuhalden Acker an bis zur Tübinger Ziegelhütten a 23 xer = 148 fl 21 xer, Summe 513 fl 57 xer. Hat hingegen selbst zu leiden 374 fl, also zuviel 139 fl 57 xer. Solle hingegen an Concurrenz zu beziehen haben: vom Nürtinger Stadt und Amt 43 fl 57 xer, Herrenberger Stadt und Amt 96 fl, idem 139 fl 57 xer. (Kopie der Stadtschreiberei Tübingen vom 26.7.1756.
Nr. 266; 1756 Feb 28. Entschädigungen für den Metzger Johann Georg Hascher und für Susanna Schaberin wegen ihrer Wiesen bei der Ziegelhütte, die wegen dem Straßenbau zwei Jahre lang nicht zu nutzen waren.
Nr. 263; 1755 Aug 4. Tübingen. Der Magistrat bittet den Herzog um Resolution von Entschädigungszahlungen aus der Stadt- und Amtskasse an Personen, deren Wiesen für den Bau der neuen Landstraße genommen worden waren. zu 200 fl je Morgen: Stallmeister Wippermann 86 fl, Ziegler Bechtold Beckert 119 fl, Ochsenwirth Ruthardt 34 fl, Traubenwirt Stenglen 23 fl, Hans Jerg Hascher 41 fl, Johannes Depperich 39 fl, zusammen 343 fl. Per Randerlaß vom 18.7.1755 durch Moser von der Landrechnungsdeputation legitimiert.
Nr. 264; Empfangsliste der Entschädigungszahlungen gemäßt Nr. 263 mit den Unterschriften der Empfänger.
1755 Mai 28. Der Tübinger Magistrat fragt bei der herzoglichen Regierung wegen Entschädigung von Wiesenbesitzern an, deren Wiesen beim Bau der Landstraße hergenommen wurden und bittet gleichzeitig, diese Kosten aus der Straßenreparationskasse zu bestreiten. „Als im verwichenen Jahr die neue Landstraß von Lustnau bis hieher gemacht worden, so ist nöthig gewesen, theils zu Erlangung einer egalité, theils zu evitirung des daran stoßenden so genanndten Siechenbachs, auf die anliegende Wisen im Ziegel Thälen hereinzufahren und von solchen ein Stuck zum neuen Weeg zu nehmen…“ Es schließt sich das Protokoll des Ortstermins zur Aufnahme der Schäden an.
1788 Nov 24. Tübingen. Extrakt aus den Stadt- und Amtspflegerechnungen über Kosten zur Unterhaltung der neu angelegten Chaussee: von 1755 bis 1771 beliefen sich die Gesamtkosten auf 16130 fl, wovon 210 fl für das Besetzen der Straßenränder mit Maulbeerbäumen aufgewendet wurden.
Nr. 250. 1757 Dez 10. Tübingen. „Es haben zwar die Statt und Amts-Vorstehere bey euch um Bonification der zur Steinlacher Landstrassen gezogenen bürgerl. Güther per Memoriale unterthänigst gebetten, wir wissen aber denen unterthänigsten Supplicanten in ihrem gesuch gegen dem deutlichen Innhalt der emanirten fürstl. Weeg Ordnung, welche bishero in dergleichen fallen beobachtet worden, nicht zu willfahren, sondern überlassen denen Communen diese ihnen obligende Verguthung um so mehrers, als sie vorhin das Onus gehabt, die durch ihre Marckungen gegangene Straßen (die nunmehro zu deren Disposition hin und wieder liegen geblieben) zu unterhalten, denen Communen aber auch auf der andern Seiten noch weiters der Vortheil zuwächset, daß ihre Güther, Waldungen und Allmanden, welche vorhin bey schlimmem Weeg und Wetter durch die Fuhrleute überfahren und ruiniret worden, nunmehro davon befreyet bleiben, und auf solche Weise von denen Innhabern beßer als bißhero genuzet werden können. Melden Wir in Gnaden, womit wir euch wohl beygethan verbleiben“. Gez. Breyer, M.H. Archenholz
Nr. 251. 1757 Dez 8. Inhalt wie Nr. 250. Text leicht verändert.
Nr. 253. 1757 Aug. 22ff. Ortstermin zur Schätzung von Grundstücken, für welche die Gemeinden Entschädigung verlangen, da sie für den Bau der Chaussee benutzt oder dabei unbrauchbar gemacht wurden. Der Wert der Grundstücke war insgesamt mit 6267 fl veranschlagt worden. Es finden Termine statt in: Bodelshausen („Durch die Burger Waldungen gehet die neue Landstraß von der Brucken über den sogenandten stinkenden Graben, im Hallers Holz, bis herunter zum Graben im Bohngartten, und belaufft sich der von diesen Waldungen zur Straß gezogene Plaz, wie solchen der Untergänger fuß abgemeßen auff 5 Morgen 2 Vtl“. Obwohl die Kommunvorsteher mehr verlangten, „Man hält aber darfür, daß sie mit 18 fl vor den Morgen zufrieden seyn können, weil durch diese neue Landstraße der Wald von vielen vorhinigen neben Wegen beschüzet wird“. „Zum Steinbrechen“ wurden auf Bodelshäuser Markung von den besten 1 Morgen 3,5 Vtl „umgegraben“. Zum Transport der Steine auf den Weg mußten diese durch ein Tal geführt werden, wobei die Wiesen ruiniert wurden, Anschlag 242 fl), Mössingen („Wobey zu wißen, daß von dneen vormaligen Weegen diese Commun lediglich nichts profitirt, weil solche um der Güther willen jedannoch haben beybehalten… werden müßen…“ Anschlag 541 fl), Nehren (In der Zelge „Todmeil“ in der Dußlinger Au ergriff die neue Landstraße 3,5 Vtl., „hingegen ist disorts durch die alte Landstraß dem Felder wieder zugegangen 0,5 Vtl“. Des weiteren in der Zelge Hebsäcker, im Heerweg und Mühläckern genannt 2 Morgen zur Straße genommen worden, dagegen von der alten Straße wieder 116 Vtl. Zur Abführung des Wassers in der Steinachgasse mußte beiderseits der neuen Straße eine Dole gemauert werden. Ein weiterer Graben mußte durch Äcker geführt werden, um das Wasser von der Straße ab und in die Steinlach hineinzuleiten. Auch im „Kreuzstall“ an den Dußlinger Auäckern war eine Dole erforderlich. „Wegen der neuen Landstraße mußte hiesigen orths die zum Flecken führende Gaß mit Kiß beschüttet und diese sonst fast impracticable Gaß gebeßert und brauchbar gemacht werden“, was den Flecken auf 200 Ruten einiges kostete, jedoch nicht zu den Kosten der Landstraße gehörte, Anschlag 183 fl), Dußlingen (die neue Straße verlief eine gute Stunde lang durch den gesamten Zehnten, und behelligte Grundstücke von 184 Bürgern, zu denen außer Wiesen und Äckern auch Kraut- und Hanfländer „in Sallem“ gehörten. „Hierzu kommt noch ferner, daß zu Erlangung einer geraden Linie bey der neuen Landstraße die im Weeg gestandene Scheuer des Hanns Conrad Cletten völlig abgebrochen – weggeschafft – und auf eine andere Seite hat gesezet werden müßen“. „Sodann hat die Commun baar ausgelegt, vor 50 Ruten den Weeg durch den Flecken zu machen, worunter 20 Ruten die 7 bis 8 Schuh hoch mit Steinenboden und Sand ausgeführt werden müßen, die Rute von leztbesagter Arbeit zu 7 fl… sodann die übrige 30 Ruten so nur 2,5 Schuh hoch geführt werden müßen a 3 fl 30 xer…“ Der „armen Commun“ mußten deshalb, weil dieser Weg auch zur neuen Landstraße gehörte die ausgelegten Beträge auch erstattet werden. Außerdem hatte sie Planierarbeiten ausgeführt, vier Dolen in der Gemeinde gemacht, Steine gebrochen und geführt, „Stotzen zum Ausstecken des neuen Weegs“ für 15 Gulden. „ohne daß durch den abgegangenen alten Weeg, welcher völlig durch- und über die Steinlach gegangen, der Orth mehr als 1 Morgen Acker in der Au wieder profitiert hätte, weil solcher alte Weeg um der Steinlach will zu gar nichts taugt, und entweder in Waßer oder einem puren Kißboden bestehet“. Von den 3408 fl, welche die Gemeinde forderte, sollten ihr 2000 fl zugestanden werden), Derendingen (Die neue Landstraße führte eine Dreiviertelstunde durch die Markung; dabei wurden auch Grundstücke des holländischen Hauptmanns von Closen, dem das Gut Bläsiberg gehörte, mit einbezogen. „Hingegen ist diesen Äckern durch die abgegangene alte Straße wieder zugekommen 0,5 Vtl 4 R 6 Sch; Anschlag 555 fl), Tübingen (Von einer „neuen großen Brüke“ ist die Rede. Die Trasse muß zumindest ein Stück weit jener der alten Landstraße gefolgt sein, da viele Eigentümer durch Stücke der alten Landstraße teilweise entschädigt werden können. Anschlag 154 fl). Summe der Anschläge 3677 fl.
Extrakt Straßenreparationskosten der Straße von Waldenbuch nach Tübingen 1755-1760: „Vor Maulbeerbäume der Seidencultur in Stuttgardt“ 1755, „ein Weißblech zu neuem Bildstok“ 12 fl, „Zu Anlegung einer Maulbeerplantage hat man einen Gartten erkauft“ 55 fl, „Gärttner Beydel wegen der Inspection des Maulbeergarttens“ 10 fl, „Mahler Schreiber auf ein verzinntes Blech an einen Bildstok was anzuschreiben“ 16 xer 1757, 550 Maulbeersetzlinge 1757,
1760 Okt 2. Tübingen. Konsignation der Baukosten „welche, dem Ruin der neuen Landstraßen in der Steinlachen vorzukommen, sowohl zu Bevestigung und Conservation des Ufers der Steinlachen, wo solche die Straße berührt, als auch außerdem wo an zerschiedenen Orthen durch Erdfälle, Waßerriße, Überschwemmungen, theils die Straße versperrt, solche samt dem Nebenweeg niedergerißen, auch die Nebenwege einzeln durch Menschen und Vieh beschädiget worden, auff nachbemeldten Markungen zu repariren erfordert worden“: in Derendingen wurden Faschinen gelegt…, auf Dußlinger Markung „gleich gegen dem Ende der obern Hechelhardt-Mauer, ist über den Winter in einer Länge von 8 Ruthen eine solche Menge Erden, Stein, Sand und Buschwerck heruntergefallen, daß es über die Helftin der Straßen hereingekommen, folglich solche bey nahe gesperrt hat…“ Die Steinlach nagte am Nebenweg, auf Mössinger Markung „ist theils der Nebenweg von sich selbst heruntergefallen, theils haben das Rundvieh und Schaafe solchen heruntergetretten, daß das Nebenpflaster abgefallen…“, auf Bodelshauser Markung „mitten im Buzerwald, zwischen denen 2 Brückhen, hat sich die Straße seit der Anlaage schon um vieles gesenket, so daß im leztern Winter das Waßer über die Helfftin manchmal auch ganz daruber geloffen“, Ursache hierfür waren die eingefallenen Gräben. Die Kosten beliefen sich insgesamt auf 880 fl.
1760 Okt 20. Wegeinspektor Froelich berichtet Oberamtmann über die Reparationen an der Seinlachchaussee, die er mit Unterstützung seines Chefs, des Hofrats Archenholz, des Referenten in Straßensachen, ins Werk setzte. Er bedankt sich beim Oberamtmann „dann ohne dero kräfftige Ordres wäre ich mit diesen Costen durch so viele und vielerley Arbeit auch bey aller gebrauchten Fleiß und Ernst nicht durchgekommen“. Dann stellt er seine Verdienste als „Obmann bey dem Geschäfft“ dar, der bei der „erbärmlichen Hize“, den Arbeitsbeginn bei Sonnenaufgang, den abendlichen Heimweg von einer halben bis einer Stunde, manchen Tag, 30, 40, auch öfters 50 oder 60 Menschen anzutreiben, „so vielen Verdruß auszustehen“. Er sei nicht auf seine Kosten gekommen. Seit seinem Dienstantritt am 5. Okt. 1750 habe er nur 25 fl bekommen.
1760 Okt 24. Bericht über den Zustand der Straße und nötige Reparationen. Löcher werden mit Kies gefüllt.
Extrakt der Stadt- und Amtspflegerechnungen 1755-71 über alle von Stadt und Amt bestrittenen Straßenreparationskosten. Summe 2218 fl.
Wolfgang Sannwald, 14.8.1996