29. April 2025

Straßenbau 18. Jahrhundert

von Wolfgang Sannwald

Vgl. Wolfgang Sannwald (Hg.): Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne und Landkarten aus vier Jahrhunderten. Ein Buchprojekt des Landkreises Tübingen. Gomaringer Verlag, Gomaringen 1996. Die zugehörigen Forschungsunterlagen sind im KDL des Kreisarchivs Tübingen unter KrATue_P10_1996_Schönbuch Neckar enge Gassen archiviert. Den hier veröffentlichten Transkriptionen und Auswertungen liegen die jeweils genannten Quellen im Kreisarchiv Tübingen zugrunde.

ZITIERWEISE: KrATue P10 Forschungsunterlagen Wolfgang Sannwald zum Buch Schönbuch, Neckar, enge Gassen, 1996.

ACHTUNG: Die folgenden Texte sind Forschungsunterlagen, die ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren. Ich veröffentliche sie unkorrigiert im Zustand des Jahres 1996, damit Interessierte Anhaltspunkte für ihre Recherchen haben. Im Zweifel bitte die Originalquellen unmittelbar verwenden!

KreisA TÜ A 191: Stadt- und Amtsversammlungsprotokolle 1769-1800

Thematische Auswertung: Straßenbau

25: 1770 Okt 8, Staßenverbesserung und Conservation. Rescript des Geheimen Rats vom 31.8.1770 aufgrund einer Beratung mit dem Großen Landschaftsausschuß über die Unterhaltung der Haupt-, Heer-, Commercialstraßen. Die Vertreter im Großen Ausschuß erhalten Gewalt und Vollmacht, ein Achtel der Jahressteuer zu verwilligen. 1) Stadt und Amt habe schon seit 1755 resp. 1758 einen großen Distrikt der Landstraße von 4114 Ruten  in Stand zu halten und dafür inklusive der für den Neubau erkauften Grundstücke circa 20000 Gulden aufbringen müssen, dieses Geld solle durch die einzurichtende Kasse nach und nach ersetzt werden;… 3) Die Landstraße von Tübingen nach Herrenberg und über Jettenburg nach Betzingen solle auf allgemeine Kosten chaussemäßig ausgebaut werden.

27: 1770 Okt 8, Kirchentellinsfurt hat diesen Sommer für 1600 Gulden eine neue Brücke über den Neckar gemacht, wofür die Gemeinde 3 Jahre lang Beiträge von 300 Gulden aus der Amtspflegekasse.

55b: 1773 Mrz 13, Reparation der Altenburger Schönbuchsteige.

66: 1774 Okt 26, Nürtinger Chausseegeld. Die Stadt- und Amtsvorsteher von Nürtingen berichten, daß die Anlage der Chaussee 14000 Gulden gekostet habe und sie hoffen, mit einem erhobenen Chaussee- oder Weggeld unterstützt zu werden. Dazu möchten sie die Einwilligung der Tübinger. Keine Einwände.

66: 1774 Okt 26, Landstraße über Urach u. Blaubeuren nach Ulm. Der Uracher Magistrat hatte schon am 31. Mai das Ansinnen gestellt, die „uralte“ Landstraße „zu Beförderung des bisher sehr Not gelittenen Commercii, chausseemäßig anzulegen“. Es geht um Untersützungsgelder aus der Chausseekasse. „Weil man aber diß als eine weit näher angelegene Straße, neml. von hier auf Herrenberg chausseemäßig gemacht zu sehen wünscht, und auch dises nicht einmal erlangen kan, so solle auf Urach resocitirt werden, daß man sich in ihr Vorhaben nicht zu meliren gedenke“.

87: 1777 Mrz 17, Beitrag zur Straßenkasse. Auf die Bitte der Vorsteher hin, den Beitrag zur Straßenkasse unter die Stadt- und Amtsorte umzulegen, werden sie angewiesen, bei der Herrschaft um die Übernahme von gemeiner Stadt und Amt zu bitten.

93b: 1777 Nov 1, Kirchentellinsfurter Echaz-Brückenbau. Die Gemeinde Kirchentellinsfurt will über den „mit Lebensgefahr zu passienden Echiz-Fluß“ eine Brücke bauen, dazu wird ein Beitrag der Amtskörperschaft beantragt.

95b: 1778 Mrz 20, Straßenverbesserung und Conservation. Am 20. Feb. war ein Reskript des Geheimen Rats ergangen wegen eines 16 Teils der Steuer für den Straßenbau. Damit sollten alle noch anstehenden Chausseen innerhalb von 5 Jahren fertiggestellt werden. Weitere 7 Jahre sollte das Geld zur Reparation der älteren Chausseen dienen und außerdem Gemeinden, die Geld für den Chausseenbau vorgeschossen hatten, dieses wieder erstattet werden. Stadt und Amt Tübingen stimmen für diese außerordentliche Beihilfe. Sie wollen ferner darauf dringen, daß 1) die Straße nach Herrenberg und Betzingen auf allgemeine Kosten chaussiert wird…, daß 3) Stadt und Amt die 4036 Gulden, die an Eigentümer beim Bau der neuen Chaussee 1755 bezahlt werden mußten, erstattet bekommt, wie am 22.12.1772 vom Herzog zugesichert…

110: 1779 Mrz 13, Herrenberger und Nürtinger Straßen-Conc. Rückstände. Stehen immer noch aus.

123b: 1780 Nov 3, Straßenkonkurrenzgelder. Weil Herrenberg und Nürtingen noch immer nicht bezahlt haben, soll erneut gemahnt werden.

129b: 1781 Mrz 19, Straßenbau. Stadt und Amt Urach hatten am 23. Nov. 1780 geschrieben. Darin berichteten sie, daß Blaubeuren am 21. Jun. 1780 die Erlaubnis erhalten habe, die von Ulm über Blaubeuren und Urach nach Tübingen gehende Landstraße chausseemäßig auszubauen. „…wordurch dem gänzlich zerfallenen Commercio wider aufgeholfen werden könte..“ Nun soll sich auch Stadt und Amt Tübingen zum Straßenbau resolvieren. Der Oberamtmann gab bekannt, daß er wegen dieser wichtigen Sache, um über den Straßenverlauf informiert zu sein, bei Johann Matheus Maisel zu Degerloch einen Peritum in arte vorläufig eine Berechnung über die Baukosten erstellen ließ, welche die Anlage einer chausseemäßigen Straße von Tübingen bis Betzingen kosten würde. Die Summe beträgt 9422 Gulden. Da die herzogliche Rentkammer die Hälfte vom Verlauf der Tübinger Markung her zu tragen hätte, so würden sich die Kosten für Stadt und Amt auf 4781 Gulden belaufen. „Hieraus seye ersichtlich, daß die Kosten eben so beträchtlich ausfallen würde, und die gröste Bedenklichkeit hiebei blos dise seyn dürfte, daß der geringe Ort Wankheim mit denen ihne betreffenden Baukösten nicht würde aufkommen können, welche Bedenklichkeit jedoch durch andere Mittel und Wege zu zu heben seyn würden.“ Der Oberamtmann hoffte daher, daß man sich zu dem Straßenbau entschließen werde. Diskutiert wird von den Deputierten vor allem der finanzielle Aspekt, da ein allgemeiner Geldmangel herrschte, die Verschuldung ohnehin als hoch empfunden wurde und eine weitere Umlage nicht möglich sei.  Der Pfleger schlägt vor, sich an die herzogliche General- und Schuldenzahlungscasse in dieser Sache zu wenden. Sodann geht es um die Leistungsfähigkeit der Wankheimer und darum, daß es vorzuziehen wäre, die Straße über Unterjesingen nach Herrenberg herzustellen. Diese will man gleich mit machen. Man beschließt deshalb, von Johann Matheus Maisch einen Voranschlag für den Bau einer Chaussee nach Herrenberg erstellen zu lassen, eine Anfrage an die herrschaftliche General- und Schuldenzahlungskasse zu stellen. An Urach soll die Antwort ergehen, „daß man bei dem vorgeschlagenen Weg zerschiedener sich hervorgetaner Difficultaeten halber und weil die Chaussirung des Weges nach Herrenberg notwendiger seye, nicht entriren könne“.

135b: 1781 Okt 26, Die herrschaftliche Resolution wird verlesen, daß der Weg von Tübingen nach Herrenberg, „der zur Zeit noch vorwaltender zerschiedener Bedencklichkeiten halber nicht erteilt werden könne“.

155b: 1782 Dez 17, Landstraßenconservat.Kosten. Herrenberg und Nürtingen haben noch nicht bezahlt.

159: 1783 Mrz 8, Teufelsbrücke. Von Urach kam ein Schreiben, daß diese Brücke „eine Hauptreparation erfordere“. Deshalb solle man wegen den Kosten von 400 Gulden entweder mit Urach in eine Konferenz treten, wie das 1721 schon einmal geschehen sei, oder einen freiwilligen Beitrag leisten, so wie es von Urach aus vor einigen Jahren auch gegenüber Kirchentellinsfurt geschehen sei. In den Akten ließen sich aber weder eine Verpflichtung zur Hilfe noch etwas von der Konferenz von 1721 finden. Man solle den Urachern deshalb Antworten, daß man nichts beizusteuern gedenke, nicht zuletzt, „als man disseits kürzlich zu Reparirung des höchst verdorbenen Wegs gegen Urach  die Enge genannt, ungleich größere Kosten aufgewendet habe…“.

187b: 1785 Feb 21, Herrenberger Weg-Reparation. Auf diesem Weg würden die meisten Früchte zur Stadt geführt werden. „fast immer der gute oder schlimme Weg den Brodauf- oder Abschlag bestimmen“. Die Stadt haben ihn deshalb für 800 bis 900 Gulden in landesordnungsmäßig guten Stand („obschon nicht chaussierten – doch brauchbaren Weg“) gesetzt und bittet um einen Beitrag. Vor drei Jahren habe die Amtsversammlung ja auch zum Chausseebau beitragen wollen. Beitrag von 100 Gulden beschlossen.

223: 1788 Okt 31, Thalheimer Straßenbau. Seit 3 bis 4 Jahren drang Fürstenberg darauf, die alte Landstraße von Ofterdingen über Mössingen und Thalheim bis an die Fürstenberger Grenze, „insonderheit baer die Thalheimer Steig in brauchbaren Stand herzustellen, da insonderheit die leztere schon lange bei nahe ganz unbrauchbar gewesen“. Die Straßendeputation hatte angeordnet, den Talheimern aus der Amtspflege beizusteuern. Die gesamte Straße kostete 5282 Gulden, auf Talheimer Markung 2784 Gulden. Daran zahlte Talheim 1000 Gulden, Fürstenberg 500 Gulden, so daß 1284 Gulden zu tragen waren. Zwar stimmte man zu, wollte aber bei der Regierung um Zuschüsse bitten. Damit koppelte man den Antrag, die Kosten von 1755 teilweise erstattet zu bekommen.

224: 1788 Dez 15, Straßenkassenforderungen. Reskript der Straßenbaudeputation vom 14. Nov. „diejenige Communen, welche zu dem Bau der creyßschlußmässig chaussirten Schweizer-Route ehedeßen aus ihren Mitteln Geld-Summen vorgeschoßen“, sollten darüber Aufstellungen einreichen, weil man diese sukzessive bezahlen wolle. Stadt und Amt Tübingen hätten 4036 Gulden für Grundstückskäufe und 16130 Gulden für Reparationskosten zu fordern, wobei allerdings 2062 Gulden seien, die Herrenberg und Nürtingen bereits konkurriert hätten. Auf den zweiten Teil der Forderung hatte man wenig Hoffnung.

230: 1789 Sep 3, Straßensachen. Das Konferenz-Protokoll vom 20. August 1789 wird verlesen. Es geht um einen Beitrag an den „armen Ort“ Unterjesingen für seinen Straßenreparationskosten. Die Amtsversammlung habe wohl eingesehen, „daß bei Beibehaltung des alten Weges die Vorteile wegen der Fruchtzufuhr für Tübingen unr mehrere Amtsorte, die sich daselbst mit Früchten versehen, ungleich größer seyen, als wenn der Weg über Entringen und Kayh, wegen welchem heute insonderheit der Förster Kemmler aus ersterem Ort sich auch eingefunden und solchen zu begünstigen das mündliche Ansuchen gemacht hat, hergestellet würde“. concluso 1) es wird der Straßenbaudeputation anheimgestellt, welche Trasse gewählt wird, allerdings Gültstein, das die Herrenberger einbeziehen wollen, außen vorbleiben solle. 2) dem Ort Jesingen wird man 500 Gulden zuschießen, wobei die Kosten bei beiden Streckenführungen gleich bleiben.

231: 1789 Sep 3, Straßenbau nach Urach. Schon am 19. März 1781 sei von einer Straßenführung nach Urach die Rede gewesen. Verschiedene Umstände, vor allem aber die gegen hiesige Proteste vor einigen Jahren durchs Neckartal geführte „Rotenburger Chaussee“ für Stadt und Amt notwendiger, „als sonsten zum Nachteil der Stadt und einiger Amtsorte leicht geschehen könnte, daß von der Rotenburger Chaussee aus der Weg an der Stadt vorbei Reutlingen zu geführet werde“. Obrist von Mylius sei zwar nicht der Meinung, daß Serenissimus jemals zugeben werde, den Weg durch Reutlingen zu leiten, „aber man müsse einmal von seiten Stadt und Amts auch die Hände darzu bieten“. Gemeindeinspektor Kommerell habe daraufhin verschiedene Trassen besichtigt, er erstattete einen mündlichen Bericht. a) über Kirchentellinsfurt und Sickenhausen, b) über Einsiedel und Altenburg oder Oferdingen, c) über Walddorf. Der Beschluß ging dahin, daß man sich vorerst auf nichts einlassen könne, hingegen eine genauere Beratung für gut halte. Es werden dazu Dputierte ernannt.

237: 1790 Mrz 23, Herrenberger Straße. Am 29. Sept. hatten die Oberämter Tübingen, Herrenberg und Lustnau ein Exhibitum eingereicht über den Straßenbau. Weil die Zeit für den Straßenbau günstig wäre, aber noch keine Antwort eingegangen sei, wurde moniert, „als der bisherige schlechte Zustand dieses Weges die Fruchtzufuhr unter das hiesige Kornhaus, unter dem die Stadt und die Steinlacher Amtsorte sich das ganze Jahr über den grösten Teil ihrer Bedürfnisse käufl. anschaffen müssen, besonders in dem abgewichenen Winter und heurigen Frühjahr, so sehr abgeschnitten hat, daß die Fruchtpreise hier um einige Bazen immer höher als anderswo sind“.

238: 1790 Mai 3, Straßenbau und Straßcasse Schulden. Herzogliches Reskript vom 25. März, wonach die 16tel Steuer für den Straßenbau, die 1778 für 12 Jahre bewilligt worden war, auf 9 – 10 Jahre übernommen wurde und ein weiteres 8tel zur Abtragung der auf der Straßenkasse haftenden Schulden erhoben würde. Gleichzeitig wurde in dem Reskript dargelegt, warum die Zusagen von 1778 nicht eingehalten werden konnten. Gemäß einer Vorlage des Assessors Dann wurde zwar die Forstsetzung, nicht aber die Sondersteuer befürwortet.

262b: 1792 Okt 26, Herrenberger Straßenkonkurrenz-Rückstand. Wegen eines drohenden Rechsstreits schlägt man Herrenberg einen Vergleich vor, demnach die Hälfte der 1438 ausständigen Gulden bezahlt werden sollen. Dieses Geld soll dann für den Straßenbau nach Herrenberg herangezogen werden.

263: 1792 Okt 26, Nürtinger Straßenkonkurrenz. Herrschaftliches Dekret vom 2. Oktober mit einer Erklärung des Amts Nürtingen vom 29. August 1785. Der Forderung des Amtes Tübingen nach 515 Gulden Straßenkonkurrenz setzen die Nürtinger eine andere Forderung entgegen. Gütlicher Vergleich von 223 Gulden anvisiert.

263b: 1792 Okt 26, Uracher Straße. Nach dem stadtgerichtlichen Conclusum vom 10. Oktober werden andere betroffene Kommunen befragt, ob sie mit der vorgesehenen Straßenführung über Kirchentellinsfurt, Sickenhausen und Rommelsbach einverstanden seien. Letztgenannte 3 Kommunen sahen sich aber zu einer finanziellen Beteiligung nicht im Stand. Die Summe von 9493 Gulden, die der Obrist von Mylius berechnet hatte, erfordert aber weitere Überlegungen, die bei einer Konferenz angestellt werden sollen.

276b: 1793 Jul 6, Uracher Straßenbau. Anfrage Pfullingens wegen einer zu erstellenden Vicinalstraße.

277: 1793 Sep 7, Straßensachen. Dekret der Straßenbaudeputation vom 2. und 3. September über eine am 10. abzuhaltende Konferenz in Tübingen wegen des Baus der Straße von Urach bis Herrenberg und weiter. Benennung der Deputierten und deren Instruktion. 1) bei der Straße nach Unterjesingen habe Tübingen seine Schuldigkeit längst getan, 2) nach Urach „Protestation gegen den Distrikt durchs Burgholz und Verbittung des Distrikts über Kirchen, Rommelspach, Sickenhausen, Teufelsbrücke etc. wegen der allzuschwehren Kosten“. Gefallen lassen wollte man sich den Distrikt über Lustnau, bei der Kirchentellinsfurter Mühle vorbei, Wannweil zu.