Von Brigitte Gisel
Am Ende war es ein klassischer Fehler: „Ich sollte von einer Nebenstraße in eine größere Straße abbiegen und habe nur nach links geschaut, aber nicht nach rechts“, erinnert sich Hussein Kadhem. Durchgefallen. Damit war der Traum vom deutschen Führerschein erst einmal geplatzt. Das passiert vielen. Laut TÜV scheiterten im vergangenen Jahr 37 Prozent der Fahrschüler an der praktischen Prüfung und 45 Prozent an der Theorie. Für Hussein ist es aber besonders schlimm. Nach der gescheiterten Prüfung musste er den Führerschein erst einmal auf Eis legen: Rund 5000 Euro hatte ihn die Vorbereitung bis zu dem Zeitpunkt schon gekostet: 50 bis 60 Fahrstunden, dazu der Theorieunterricht und die ganzen Gebühren. „Ich habe aufgehört, weil die Fahrschule mein monatliches Gehalt sehr stark dezimiert hat“, erinnert sich der Iraker, der in seiner Heimat Bagdad gut ohne Auto und Führerschein ausgekommen war. Vor der Prüfung war er außerdem lange krank gewesen. Außerdem lief die Zeit gegen ihn. „Ich war sehr nervös und ich habe den Dialekt meines Fahrlehrer nicht gut verstanden“, klagt Hussein. Hätte er mit der praktischen Prüfung aber länger gewartet, hätte er die Theorie wiederholen müssen. Die hatte er bereits bestanden. Geld für ein paar zusätzliche Fahrstunden vor der Prüfung hatte er nicht. Also ist er ins kalte Wasser gesprungen und untergegangen.
Fahrschulen vergleichen
Jetzt will Hussein einen neuen Anlauf nehmen, denn für viele Jobs ist ein Pkw-Führerschein Voraussetzung. Nicht nur er bemängelt die hohen Kosten für eine Fahrerlaubnis. Laut Statistischem Bundesamt ist der Preis für Gebühren und die Fahrschulen 2024 um weitere 5,8 Prozent gestiegen. Der ADAC schätzt die Kosten für einen Pkw-Führerschein auf 2500 bis 4500 Euro, je nachdem wie viele Fahrstunden erforderlich sind.
Wer den Führerschein machen will, muss zu einer Fahrschule und dort Theorie pauken und Fahrstunden nehmen. Bei der Preisgestaltung sind die Fahrschulen in vielen Dingen frei, festgelegt sind nur die minimale Zahl der Fahrstunden und die Prüfungsgebühren. Wie eine Fahrschule kalkuliert und ob sie beispielsweise einen Fahrsimulator zum Üben anbietet, müssen angehende Fahrschüler selbst herausfinden. Deshalb lohnt es sich, verschiedene Fahrschulen zu vergleichen.
Viele Infos dazu finden sich auf der Website des Verkehrsclubs ADAC:
https://www.adac.de/verkehr/rund-um-den-fuehrerschein/erwerb/fuehrerschein-kosten/
Training auf dem Verkehrsübungsplatz
Wer sich in einer Fahrschule auf den Führerschein vorbereitet, kann auch auf dem Verkehrsübungsplatz der Verkehrswacht in Reutlingen (An der Kreuzeiche, an der Zufahrtsstraße zum Stadion) üben. Dort lässt sich mit einem Auto der Familie oder von Freunden stressfrei anfahren und bremsen trainieren, aber auch Kurven fahren und einparken. Geöffnet ist der Platz von März bis Oktober donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, von November bis Februar von 14 bis 17 Uhr. Samstags, sonntags und feiertags lässt sich von 10 bis 16 Uhr üben. Eine Stunde kostet 12 Euro. Voraussetzung ist, dass während des Trainings die ganze Zeit jemand neben dem Fahrschüler oder der -schülerin sitzt, der bereits einen Pkw-Führerschein hat. Das Mindestalter liegt bei 16 Jahren.
https://vkw-reutlingen-muensingen.de/verkehrsuebungsplatz-reutlingen/
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